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Haar in Position, und man sieht nicht ein Härchen herabhängen. Auf dem Gitter endlich sitzt ein breitkrämpiger Hut mit kleiner Mütze ganz aus demselben feinen netzartigen Geflecht bestehend, und durch eine Perlenschnur unter dem Kinn befestigt. Er hat gar keinen erkennbaren Zweck, ist aber vorgeschriebene Tracht, und, wenn man sich einmal mit der Form versöhnt hat, durchaus elegant. Er ist leicht wie eine Feder. Die volksthümlichen und vorgeschriebenen Haartrachten der ostasiatischen Völker – der Zopf der Chinesen, die borstige aufstehende Bürste des Siamesen, die Schleife des Japaners, der Haarknoten des Koreaners – erregen bei uns, im Vergleich zu der nur durch den Grad der Kunstfertigkeit des Friseurs eingeschränkten Freiheit der europäischen Haartracht, gewöhnlich einiges Lächeln. Aber sie haben ihren natürlichen Grund in dem üppigen und langen Haarwuchs der Ost-Asiaten, bei dem nur die Alternative sorgfältigster Pflege oder völliger Verwilderung gegeben ist. Die Pflege der Haartracht ist das einzige, worauf der Chinese, auch der niedrigste, fortdauernd Sorgfalt und Reinlichkeit verwendet, und derjenige, der den Zopf in China eingeführt hat, sollte als einer der größten Wohlthäter dieser sonst so unreinlichen Nation gepriesen werden.

Eine Eigenschaft, welche die Koreaner hoch über die Chinesen erhebt, ist ihre skrupulöse Reinlichkeit; so weit ich von denen urtheilen darf, welche ich sah, werden sie in dieser Beziehung von keiner europäischen Nation erreicht. Weiße, chinesische Schuhe, weiße Strümpfe, eine weiße, weite Hose, die über den Knöcheln zusammengebunden wird, eine kurze weiße Jacke, und ein bis an die Knöcheln reichendes, schlafrockartiges Obergewand von ganz leichtem, weichem Zeuge, das vorn überklappt und auf der rechten Seite zusammengebunden wird, dies ist die allgemeine Kleidung. Mit Ausnahme der Kinder und der Kuli’s, die auch oft ein grobes, gelbliches Zeug tragen, waren bei Allen diese Kleider von untadelhafter Weiße und Reinheit. Die Stoffe sind gut gewebt und bestehen, nach ihrem Glanz zu urtheilen, wahrscheinlich aus der Faser einer nesselartigen Pflanze. Die am besten Gekleideten tragen über dem weißen Obergewande noch einen eleganten Ueberwurf aus einem lose gewebten hechtblauen oder smaragdgrünen Seidenzeug.

Dieselbe Sorgfalt wie auf ihre Kleidung, verwenden die Koreaner auf ihren Körper. Ihre Haut ist von einem helleren Gelb als die der Chinesen, und außerordentlich rein. Dieselbe Reinlichkeit fand ich in ihren Wohnungen, bis auf den Kochplatz und das spiegelblanke metallene Geschirr, in dem ihr Reis aufgetischt wurde.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)