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Die Koreaner bringen zum Verkauf nach dem Kao-li-mön 1) vor Allem Rindshäute. Ihr Rindvieh könnte sich auf europäischen Ausstellungen sehen lassen. Ich sah nur Stiere, die zum Lasttragen von Gütern verwendet werden. Sie sind groß, von untadelhaftem Baue, sehr weit allem Rindvieh voran, das ich im östlichen Asien gesehen habe. Die Koreaner essen Rindfleisch, was die Chinesen und Japaner im Allgemeinen nicht thun. Es giebt in Korea keine Wagen. Aller Verkehr geschieht mit Eseln, Maulthieren, Pferden und Ochsen. Die Pferde sind sehr kleine Pony’s, aber stark gebaut und schnell. Die Chinesen ziehen sie den mongolischen Pony’s vor. Sie importiren koreanische Pferde, doch ist dieser Handel kaum nennenswerth.

2) Felle. Ich sah besonders Fuchs, Marder und wilde Katze, letztere in erstaunlicher Anzahl. Man kann aus der großen Menge dieser Felle schließen, daß es große Wälder in Korea giebt. Ich hörte, daß im Norden große Landstrecken, wahrscheinlich die gebirgigen Ausläufer des hohen Tschang-pe-schan, mit dichten Wäldern bedeckt seien. Panther- und Tigerfelle werden auch zu Markt gebracht, aber in geringer Anzahl. Ich sah keine Zobel und Hermeline.

3) Papier von vorzüglicher Beschaffenheit. Es ist ähnlich wie das japanische, aber die starken Sorten von Korea sind mehr geschätzt als die von Japan. Die Bogengröße derselben ist 4½ bis 5½ Fuß. Sie verfertigen ein ölgetränktes wasserdichtes Papier von großer Festigkeit. Ich führe mehrere Bogen davon zum Reisegebrauch seit Monaten mit mir herum und finde es unverwüstlich.

4) Blei. Dies scheint das einzige Metall zu sein, das exportirt wird. Sie sollen Silber produciren, aber kein Kupfer, dagegen ziemlich viel Gold. Das Verhältniß des Werthes von Gold und Silber ist 1 zu 10, aber ersteres soll niederen Grades sein. Es soll im ganzen Land keine Kohlen geben.

5) Trepang. Dies ist der Handelsname für getrocknete Holothurien, eine Delikatesse der Chinesen.

6) Seide. Man soll nur Seide von wilden Würmern produciren. Sie ist feiner als die, welche ich in China gesehen habe, ist gut gesponnen und wird zu dem billigen Preise von 2 Thlr. 12 Sgr. das Pfund verkauft.

Aus dieser Liste von Ausfuhrartikeln scheint hervorzugehen, daß Korea ein armes Land ist, arm an Rohproducten wie an Erzeugnissen der Industrie. Das Hauptnahrungsmittel im ganzen Lande ist Reis, wovon Korea eine genügende Menge selbst producirt. Ueberhaupt scheint das Land Alles hervorzubringen was für den Unterhalt der Bevölkerung nothwendig ist. Denn es scheint fast nichts importirt zu werden. Als

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 324. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_324.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)