Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 326.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Eröffnung der ostasiatischen Reiche Anlaß gegeben. Bis jetzt rechtfertigt Alles die Annahme, daß Korea ein armes Land ist, das dem Fremdhandel ein geringes Feld darbieten würde.

Ich habe Dir hier sehr unvollkommene Beobachtungen sehr umständlich mitgetheilt. Verschiedene Reisende, welche an einzelnen Orten an der Küste gelandet sind, haben abweichende Ansichten gewonnen. Ich weiß nicht, ob schon jemand über eine Zusammenkunft mit den nördlichen Koreanern von Kao-li-mön berichtet hat.

Ich schrieb Dir bereits über meinen letzten Ausflug, im September und October, wobei ich den Yangtse bis Kiu-kiang hinauffuhr, dann über den Pogang-See und dessen östliche Zuflüsse nach den Grün-Thee-Districten ging und über Hang-tscheu nach Shanghai zurückkehrte. Ich lernte dabei zum ersten Male den Pogang-See, welchen ich schon im vorigen Januar befahren hatte, bei Hochwasser kennen. Damals bestand das, was man auf den Karten als einen See bezeichnet sieht, aus Schlammflächen, zwischen denen ein Netz von Flußläufen und Canälen den Abzug der Gewässer vermittelte. Am Lao-wu-Tempel, 23 englische Meilen von der Mündung des Sees in den Yangtee, vereinigten sich die Wasserläufe von Osten, Süden und Westen convergirend zu einem Fluß, der seine lehmigen Fluthen mit der Geschwindigkeit von einer Mile die Stunde dem Yangtse zuwälzte. Die Schlammflächen zogen sich in breiten Armen zwischen die Hügel hinein, im Westen bis an den Fuß des über 5000 Fuß hohen Lin-schan. Nur an wenigen Stellen konnte man die Abhänge dieser Hügel, die wahren Ufer des Sees, erreichen. Südlich vom Lao-wu-Tempel waren die öden Flächen unübersehbar. Nur hier und da erhoben sich daraus Sandstein-Inseln, deren Oberfläche verwittert und zu dürrem Sande aufgelöst ist. Auf einer derselben liegt Wu-tsching, an der Vereinigung des von Ning-tschan kommenden Flusses mit dem Kia-kiang, dem Hauptstrom der Provinz Kiangsi. Es ist nur ein Marktflecken, aber der bedeutendste Handelsplatz am Pogang-See.

Als ich jetzt den See wieder besuchte, war das Wasser nur 4 Fuß von dem höchsten Stande gefallen, den es in diesem Jahre erreicht hatte. An der Stelle der Schlammniederungen sah ich jetzt einen großen See von grünem, klarem Wasser. Ich maß keine Tiefe unter 18 und keine über 24 Fuß. Er war von Böten belebt, an deren verschiedenen Bauart man den Ort ihrer Abstammung erkennen konnte. Inseln, die früher durch ihre schlammige Umgebung getrennt gewesen waren, standen jetzt in leichter Verbindung. Allenthalben reichte das Wasser bis an die grünen Hügel. Die unübersehbare Schlammebene im Süden war in eine eben so unübersehbare Wasserfläche verwandelt. Ich besuchte

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 326. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_326.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)