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sonst sind die wichtigsten Bäume und Sträucher: Pandanus odoratissimus, eine Pisonia, Morinda citrifolia, Guettarda speciosa, Hibiscus tiliaceus u. s. w., von niedrigen Pflanzen ein Heliotropium, Achyranthes velutina, Lepidium Piscidium, Cardamine antiscorbatica, Pemphis acidula, Portulacca oleracea, Polypodium vulgare und andere. Uebrigens giebt es unter den Pflanzen dieser Inseln fast keine, die sich nicht auch auf den Küstenländern von Tahiti fände. Die weit verbreiteten Nahrungspflanzen des Oceans, wie der Brodtfruchtbaum, Arum[1], Ananas und andere, finden sich nur selten und bloß in den westlichsten Inseln, in denen sie augenscheinlich erst aus Tahiti eingeführt sind; dasselbe scheint von dem Calophyllum inophyllum (dem tamanu der Tahitier) zu gelten, einem den Koralleninseln fremden Baume, der sich jedoch auf einigen Inseln (Makatea, Niau) findet und wahrscheinlich wegen der Brauchbarkeit seines Holzes für den Schiffbau angepflanzt ist.

In den klimatischen Verhältnissen dieser Inseln ist manches Eigenthümliche. Obwohl sie in der Tropenzone liegen bis auf die vier südlichsten, die sich jedoch der südlichen Grenze derselben sehr nähern, so ist die Hitze doch lange nicht so stark, als man es erwarten sollte, und das Klima sehr gesund, der Wechsel der Jahreszeiten aber nicht so bestimmt als sonst zwischen den Wendekreisen. Es hängt das auf das engste mit den Luftströmungen zusammen. Allerdings findet man um die Inseln einen großen Theil des Jahres hindurch den bekannten Passatwind, dessen Richtung gewöhnlich zwischen Südost- und Ostnordostwind schwankt; bekanntlich aber wirken selbst so niedrige Inselchen wie diese, die sich nur wenige Fuß über die Meeresfläche erheben, auf den Passat und stören seine Regelmässigkeit, und da sie in dieser Gegend des Oceans so zahlreich sind und so nahe bei einander liegen, so erklären sich daraus wohl die Unregelmäßigkeiten in den Windrichtungen, die alle Reisende hier beobachtet haben. Der Passat wird zwischen den Inseln häufig durch Winde aus anderen Richtungen, Stürme besonders aus Westen und Windstillen unterbrochen, und damit hängt ohne Zweifel das häufige Eintreten von Regengüssen und Nebel in einer Jahreszeit zusammen, in der man immer schönes und klares Wetter erwarten sollte. Außerdem herrschen in den Monaten November bis März Winde aus West, besonders Nordwest vor mit heftigen und zerstörenden Stürmen, unter denen die Kokospalmen nicht selten leiden, und vielem Regen, so daß diese Zeit des Jahres für eine Regenzeit gilt, obschon auch in den übrigen Monaten


  1. Aeltere spanische Berichte (Varela bei Bratring, Reisen der Spanier nach der Südsee. S. 204 f.) erwähnen in mehreren Inselgruppen des Westtheils des Archipels Yams (Dioscorea); es kann aber kein Zweifel sein, daß darunter Arum verstanden ist.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_344.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)