Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 365.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wie denn in neuerer Zeit nirgends im ganzen Archipel die Zahl derselben durch Anpflanzungen so sehr vermehrt ist als hier, so daß die ganze Gruppe damit bedeckt zu sein scheint. Die Lagune ist groß, über 15 M. lang und 8 M. breit und steht durch einen sehr schmalen, selbst für Boote zu seichten Kanal, in dem stets eine reißende Strömung in das Meer führt[1], an der Nordseite mit diesem in Verbindung. Die Gruppe ist die am besten angebaute und am stärksten bewohnte des Archipels, sie hat daher auch vier Dörfer (Tuuhora, Putuahara, Tematahoa und Topekite-Otepipi); sie ist früher der Mittelpunkt der tahitischen Herrschaft in den Paumotu gewesen und jetzt noch der der französischen Verwaltung dieser Inseln wie des ganzen Verkehrs mit Kokosöl. Da die Entwickelung desselben durch den gänzlichen Mangel eines Ankerplatzes und durch das in Folge der unaufhörlichen Brandung sehr gefährliche Landen an dem Riff gehindert wurde, so hat die französische Regierung 1864 den in die Lagune führenden Paß bei dem Dorfe Tuuhora auf eine 30 Fuß breite Strecke 5 Fuß tief ausgraben lassen und dadurch einen Hafen hergestellt, der wenigstens 2 bis 3 kleine Küstenfahrer aufnimmt; man denkt auch daran, diese Arbeit bis zur Lagune fortzusetzen, und dadurch einen besseren Hafen zu schaffen, weil jener Ankerplatz in dem Kanale bei Westwinden gefährlich ist.

56. Motutunga (tahit. Motutun), eine Entdeckung Cook’s, der sie 1773 den 13. August Adventure benannte. Sie liegt in 17° 3′ Br. und 144° 25′ Lg. und ist 9 M. lang und 6 M. breit. Das Riff ist an der ganzen Südküste entblößt und hat nur an der Nordseite einen 6 bis 7 Fuß hohen Landstreifen mit niedrigen Bäumen und einigen Palmen. In die Lagune führt an der Nordseite ein schmaler Kanal für Boote; an der Nordwestseite hat das Riff eine Lücke, die aber zu keinem Kanal in die Lagune führt, sondern eine Art Bucht bildet, in der ein kleines Schiff im Nothfall ankern kann[2]. Die Insel ist bewohnt.

57. Marutea hat Cook ebenfalls 1773 den 12. August entdeckt und Fourneaux benannt. Ihre Westspitze liegt in 16° 55′ Br. und 143° 19′ Lg., und die Gruppe ist bedeutend, 17 M. lang und 8 M. breit. In ihrer Bildung gleicht sie Motutunga sehr, allein es ist kaum eine andere Gruppe des Archipels in gleichem Maße gefährlich wie sie. Die ganze West-, Süd- und Ostseite nimmt das bloße Riff ein,


  1. De la Richerie bemerkt, daß das Wasser in der Lagune gewöhnlich höher als das des Oceans stehe, daher die Strömung in dem Canal stets hinausführe, und dasselbe fand Wilkes in der Lagune von Raraka. Es kann das nur die Folge davon sein, daß die Meereswellen über die entblößten Stellen des Riffes hinüberschlagen.
  2. Rovings in the South-Seas. Vol. II. p. 219.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 365. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_365.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)