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und starker Brandung zur Wohnstätte wählt, hier aber ihren Sitz in dunkeln, unterirdischen Gewölben genommen hat. Eine schmale Oeffnung, oft nur 20 bis 25 Fuß im Durchmesser, liegt an der Oberfläche des Bodens, erweitert sich nach unten zu und verbreitet sich schachtartig nach den Seiten. In diesen Höhlungen hausen die Vögel zu Tausenden, steigen am Morgen mit rauschendem Getöse plötzlich in die Höhe und fallen gegen Mittag senkrecht und blitzschnell, eine Trombe bildend, wieder zur Tiefe hinab.

Herr Gerke spricht über einige Licht- und Schattenseiten des norwegischen Volkscharakters, indem er dem Unabhängigkeitssinn, der sich zu allen Zeiten der norwegischen Geschichte offenbarte, der Biederkeit und der Gastfreundschaft, die in den entfernteren Landestheilen noch ernst genommen wird, als Gegensätze an die Seite stellt das Mißtrauen der Norweger unter einander und gegen Fremde, die lästige Neugier des dortigen Landbewohners, sowie dessen Unreinlichkeit und Trägheit, in deren Gefolge die Armuth auftritt.

Herr Ascherson legt Proben von der jüngsten aus 23 Colli bestehenden Sendung des Dr. Schweinfurth vor, u.a. eine Fruchttraube der bisher nur aus Westafrika und Bornu bekannten Rafa vinifera welche dem Reisenden aus dem Njâm-Njâmlande zugetragen worden ist.

Darauf sprach Herr Dove über nachweisbare Uebereinstimmung in dem Witterungscharakter bestimmter Jahre. Die in verschiedenen Jahren verschiedenen Ernteerträge werden vorzugsweise bestimmt durch die Vertheilung der Wärme und der Niederschläge in denselben. Bestimmt man die Abweichung einzelner Jahre vom vieljährigen Mittel, so zeigt sich oft eine Wiederholung derselben Abweichung, zwar nicht in der Größe derselben, aber in der Zeit, wo sie eintritt und in der Art ihres Verlaufs. Es giebt also in der jährlichen Periode bestimmte Zeitpunkte, wo der Charakter der Witterung sich auf längere Zeit hin entscheidet, die Bezeichnung Loostage oder Lurtage, wo man aufzupassen habe, deuten darauf. Eine nähere Untersuchung zeigt nun, daß keinesweges kosmische auf diese Tage fallende Ursachen das Bedingende sind, sondern die gegenseitige Einwirkung neben einander fließender Luftströme. Der Eintritt dieser modificirenden Ursachen zeigt daher einen gewissen Spielraum, der aber ein begrenzter ist. Unsere strengen Winter zerfallen in bestimmte Klassen, von denen die erste Mitte December beginnt und bis Mitte Januar andauert, die zweite dann anfängt und in der ersten Hälfte des Februar ihr Maximum erreicht, während die sogenannten Nachwinter Mitte Februar beginnen und den März umfassen. Die Zusammenwirkung dieser verschiedenen Klassen erzeugt schließlich in der aus vielen Jahren ermittelten Wärmecurve zu bestimmten Zeiten eintretende Einbiegungen. Von diesen ist die beständigste nicht im Mai, sondern im Juni. Um diese Zeit ist die Wärmezunahme über dem nordatlantischen Ocean zurückgeblieben gegen die rasch erfolgende in Europa, kalte Nordwestwinde brechen daher in die so erwärmte aufgelockerte Luft ein, veranlassen zunächst heftige Gewitter, denen andauernde Abkühlung folgt. Für die näheren Belege muß auf das März- und Juniheft der Berichte der Berliner Akademie verwiesen werden.

An Geschenken gingen ein:

1) Malfatti, Scritti geografici ed etnografici. Milano 1869. – 2) d’Elvert, Zur Geschichte der Pflege der Naturwissenschaften in Mähren und Schlesien.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_380.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)