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nach innen zu sanft herabsenkt, dadurch den Boden der alten Lagune anzeigend; an der Nordwestseite der Insel ist die steile Felswand durch eine schmale, schluchtenartige Furche zerschnitten, durch welche man, obschon nicht ohne Mühe, auf das Felsenplateau hinaufsteigen kann, und in der sich ein alter Kanal nicht verkennen läßt, der einst in die Lagune führte. Ein Ankerplatz fehlt der Insel, und die Landung ist überall höchst beschwerlich; an der Nordseite allein breitet sich vor dem Lande ein gegen 500 Fuß breiter Gürtel der neueren Korallenbildungen aus, an den übrigen Seiten ist das Meer gleich vom Strande an sehr tief[1].

Was die Bevölkerung dieser Inseln betrifft, so haben bisher die Mehrzahl der Beobachter sie für einen Zweig der Tahitier gehalten, und diese Ansicht ist daraus hervorgegangen, daß die Einwohner allerdings in den westlichen Inseln wenigstens nicht selten tahitisch sprechen und im Aeußern eine gewisse Uebereinstimmung mit den Tahitiern zeigen. Allein die englischen Missionare, deren Aufmerksamkeit sich immer vorzugsweise auf die Erforschung der Landessprachen richtet, haben gefunden, daß die der Bewohner der Paumotu nicht ein tahitischer, vielmehr ein rarotongischer Dialekt ist[2], und es ist danach nicht zu bezweifeln, daß sie auffallender Weise nicht den ihnen so nahe wohnenden Tahitiern, vielmehr dem rarotongisehen Volke zuzurechnen sind, das sonach die Gruppe der Societätsinseln in einem großen Bogen umgiebt[3]. Die lange politische Verbindung der westlichen Inseln mit dem Staate von Tahiti und vielleicht noch mehr die damit in Verbindung stehende Einwanderung tahitischer Ansiedler, die vor allem in neuerer Zeit durch die Ausdehnung der Kokosanpflanzungen und die Zunahme der Oelbereitung herbeigeführt ist, erklären es, daß in den westlichen Inseln die tahitische Sprache sich, wie es scheint, immer mehr verbreitet; daß aber selbst in diesen die ursprüngliche rarotongische Sprache noch nicht erloschen ist, geht daraus hervor, daß in den Namen der Inseln die ursprünglichen


  1. Eine von Findlay aus neueren französischen Karten aufgenommene Insel Cecile, die halbwegs zwischen Rangiroa und Makatea liegen soll, existirt ohne Zweifel nicht.
  2. Williams Missionary enterprises p. 526. Merkwürdig sind allerdings die von Davis und von Hale (Wilke’s Ethnography and Philology. p. 145 f.) mitgetheilten Wörter der Paumotusprache, (Hawaiian spectator. Vol. II. p. 53), weil sie von allen übrigen polynesischen abweichen.
  3. Denn nicht blos die Bewohner der sogenannten Herveygruppe, auch die von Manahiki und Tongarewa im Norden sprechen wahrscheinlich rarotongisch, und die auf den Inseln, welche die Missionare die Australinseln nennen, gesprochene Sprache scheint ein rarotongischer Dialect zu sein.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 393. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_393.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)