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Polynesiern der Fall ist, und sie scheinen auf den östlichen Inseln selbst zum Theil eine Art Nomadenleben zu führen und von Gruppe zu Gruppe zu fahren, um die Hülfsmittel der Inseln zu sammeln, woraus es sich erklärt, daß dieselben Inseln von einzelnen Beobachtern zu verschiedenen Zeiten bewohnt und menschenleer gefunden sind. Natürlich ziehen sie nicht in großen Schaaren, vielmehr in Familien und kleinen Stämmen umher, und hieraus erklärt sich auch das Mißtrauen, die Furchtsamkeit und Feindseligkeit, mit der sie allenthalben den europäischen Reisenden zuerst entgegengetreten sind, und die in so vielen Fällen zu Händeln, selbst zu Blutvergießen geführt hat, Eigenschaften, die erst dem lebhafteren Verkehr mit den Europäern, wie ihn die neuere Zeit herbeigeführt hat, gewichen sind; seit der Zeit haben die Europäer sehr achtungswerthe Seiten in ihrem Charakter, wie Redlichkeit, Treue, Zuverlässigkeit, Keuschheit, kennen gelernt. Wenn sie ferner auch in der Bildung den Tahitiern natürlich weit nachstehen, so hat dagegen die Noth des Lebens, mit der sie zu kämpfen haben, ihnen eine viel größere Energie und Kraft verliehen; sie sind zwar träge, da sie an keine eigentliche Arbeit gewöhnt sind, allein ausdauernd und muthig, als Krieger den Tahitiern so weit überlegen, daß der König Pomare I. von Tahiti sie deshalb gern in seine Leibwache aufzunehmen pflegte, und mit dieser Kriegslust war eine arge Grausamkeit und Wildheit verbunden, die sie allenthalben gefürchtet machte. Selbst in Mangarewa, dessen Bewohner bei der ganz abweichenden Bildung der Insel die Mittel zum Leben in viel reichlicherem Maaße besaßen, als die der Laguneninseln, treten alle diese Eigenthümlichkeiten wenigstens noch in gewissem Grade hervor.

Auch auf ihre körperliche Bildung hat ihre Lebensweise und die Natur ihrer Heimath einen entschiedenen Einfluß ausgeübt. Wenn sie auch darin den übrigen Polynesiern, namentlich den Tahitiern, in jeder Hinsicht gleichen, so übertreffen sie diese doch an körperlicher Kraft und Gewandtheit und sind groß, stark und muskulös gebaut; dagegen haben sie, da sie sich den Sonnenstrahlen viel mehr aussetzen müssen, eine dunklere Hautfarbe, dazu sind sie überaus schmutzig und mit Ungeziefer bedeckt, die Frauen, von denen so viel Arbeit gefordert wird, gewöhnlich auffallend häßlich. Dafür sind sie viel gesunder als die übrigen Polynesier; die unter diesen verbreitete Elephantiasis findet sich nirgends erwähnt, dagegen ist der im ganzen Ocean so weit verbreitete Aussatz auch bei ihnen häufig, jedoch dem körperlichen Gedeihen nicht nachtheilig.

Ihre Nahrung ist begreiflich erstaunlich beschränkt. Den wesentlichsten Theil derselben reicht ihnen das Meer; Fische vor allen


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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)