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und Fakarawa, selbst vier in Anaa und Rangiroa, wie verschiedene Reisende deren auf anderen Inseln. Wie schon erwähnt, verlassen aber die Einwohner nicht selten Häuser und Dörfer und begeben sich nach anderen Inseln, um dort Lebensmittel zu sammeln[1].

Viel größere Sorgfalt als auf Kleider und Häuser verwenden sie dagegen auf ihre Boote, und in dem Bau und Gebrauch derselben übertreffen sie die Tahitier bei weitem. Außer kleineren Booten aus ausgehölten Kokosstämmen, welche Ausleger haben und nur in den Lagunen gebraucht werden, besitzen sie auch die großen, bis 40 Fuß langen und 4 Fuß breiten Doppelboote, die zu weiten Seereisen im Archipel und nach Tahiti dienen. Bei dem Mangel an großen Bäumen verfertigen sie sie aus kleinen Stücken Holz, die sie sorgfältig zusammennähen und die Fugen verstopfen; Sparren verbinden die beiden Boote, über die man gewöhnlich eine Plattform legt, auf der sich die Reisenden aufhalten, und auf der häufig auch eine kleine Hütte steht. Das Fahrzeug hat zwei Masten, zwischen denen sie bei günstigem Winde ein großes Segel aus feinen Matten ausspannen; auch bewegen sie sie durch Ruder fort, die wie die aus Kokosfasern geflochtenen Stricke sehr zierlich und geschickt gearbeitet sind. Diese festen und schnellen Boote werden in Tahiti sehr hoch geschätzt und den dortigen Doppelbooten weit vorgezogen; aber die Stürme des Oceans halten sie freilich nicht aus. Sehr auffallend ist, daß die Einwohner von Mangarewa sich dagegen gar keiner Boote, sondern an ihrer Stelle großer, bis 50 Fuß langer Flöße aus mit einander verbundenen Baumstämmen bedienen, die sie im seichten Wasser mit Stangen stoßen, im tieferen durch Ruder oder bei gutem Wetter durch ein zwischen zwei Masten ausgespanntes Mattensegel fortbewegen; sie zeigen dadurch, daß ihre Seefahrten sich auf das Innere ihrer Lagune beschränken[2].

Bei der unverkennbaren Kriegslust dieser Menschen ist es auffallend, daß ihre Waffen so einfach sind. Sie beschränken sich hauptsächlich auf große Speere von 14 bis über 20 Fuß Länge mit Spitzen aus Knochen oder den Schwanzstacheln des Stechrochen, auch giebt es leichtere zum Werfen dienende Wurfspieße, die sie ihi nennen. Außerdem kämpfen sie in den Laguneninseln, doch nicht in Mangarewa, mit hölzernen Keulen, die auch wohl mit Haifischzähnen besetzt sind. Natürlich haben sie in neuester Zeit auch das Feuergewehr kennen gelernt.


  1. Rovings in the Southseas. Vol. II. p. 221.
  2. Beechey. Vol. I. p. 143 f. Roquemaurel bei d’Urville. Vol. III. p. 400.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_398.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)