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ist das Sammeln der Perlen, die in vielen Lagunen nicht selten sind. Deshalb kommen kleine (jetzt überwiegend französische) Schiffe aus Tahiti her, welche die Inseln besuchen und in den Lagunen tahitische und eingeborene Taucher nach den Perlen tauchen lassen. Der Ertrag war stets sehr schwankend; er belief sich früher in den besten Jahren auf einen Werth von 5000 Pfd. Sterl.; da man aber die Perlen ohne alle Rücksicht gesammelt und dadurch das Thier allmälig vertilgt hat, so nimmt die Perlenfischerei jetzt reißend schnell ab und ist ihrem Erlöschen nahe[1]. Anders ist es mit dem dritten Handelszweige, dem Gewinn des Oels aus den Früchten der Kokospalme, das erst in der neuesten Zeit so große Bedeutung gewonnen hat, seitdem namentlich die Kaufleute von Sidney einen solchen Eifer auf den Handel damit gewandt haben. Die Kaufleute von Papeete halten sich Agenten auf den Inseln, welche das Kokosöl von den Eingeborenen, die es auf höchst kunstlose Weise bereiten, sammeln, und es ist gewöhnlich, daß dafür wie für die Lieferung der Perlen Kontrakte mit den Eingeborenen abgeschlossen werden. Da die Zahl der Kokospalmen sich bald als nicht zureichend ergab, so hat man in den letzten Jahren angefangen, sie auf vielen Inseln anzupflanzen und auch Kolonisten aus Tahiti zu diesem Zwecke hergeführt; es kann sonach nicht bezweifelt werden, daß die weitere Entwickelung dieses Verkehrs einen nicht geringen Einfluß auf die Beförderung der Bildung und die Verbreitung eines gewissen Wohlstandes unter den Eingeboren haben, namentlich sie von dem unstäten Umherschweifen mehr und mehr abziehen wird. Der Ertrag wird jetzt zwar nur erst auf einen Werth von über 4000 Pfd. Sterl. geschätzt, allein er ist in raschem Steigen begriffen[2]. Nach de la Richerie liefert jetzt Anaa, wo die Anpflanzungen der Palmen am frühesten und ausgedehntesten betrieben sind, jährlich 200, Takaroa 30, Manihi 20, Apataki 15 bis 20, Kaukura und Taiaro je 15, Marukau 10 bis 15, Takapoto 10 bis 12, Tikei, Toau, Aratika und Faaite je 10, Arutua und Fakarawa je 7 bis 8 Tonnen, auch Niau und Rangiroa noch etwas, so daß sich der Gesammtertrag jetzt auf gegen 400 Tonnen berechnen läßt. Außerdem dient noch hier und da Schildpatt, doch nur in beschränktem Maaße, zum Handel, und in Anaa werden viele Schweine und Hühner an europäische Schiffe verkauft,


  1. Nach de la Richerie betrug die ganze Ausfuhr Tahitis 1863 an Perlmutter nur für 12,879, 1864 gar nur für 6058 und an Perlen für 1255 Francs an Werth. Im Jahre 1863 führte man aus dem ganzen Archipel nur für 39,675 Fr. Perlmutter in Papeete ein.
  2. Das zeigt sich am besten daraus, daß nach de la Richerie die Ausfuhr von Tahiti 1863 einen Werth von 236,184, 1864 schon von 356,998 Francs erreichte. Im Jahre 1863 lieferten die Paumotu mit Tubuai und Raiwawai nach Papeete für 141,362 Fr. Kokosöl.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 401. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_401.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)