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(das wassertragende Kameel); derselbe führt seine Wassermasse dem Ssonsas zu, wodurch allein die Bewässerung eines Theiles der kleinen Steppe (Khurd-dallà) ermöglicht wird. Der Emir Abdullah-Khan erwarb sich überhaupt durch Anlage gemeinnütziger Bauten große Verdienste um sein Reich und starb während der Erbauung der einen jener beiden großartigen Brücken über den Serafschan. Von den bedeutenderen anderen Irrigationscanälen sind zu nennen: der Darghan (der Name entspricht einem Münzwerth von 100 Kopeken) im Süden, der Bulungur (der Getrennte) im Norden; außer diesen bewässern mehrere kleinere Canäle, welche sämmtlich mit dem Serafschan in Verbindung stehen, das Land. Nicht weit von Samarkand theilt sich dieser Fluß in zwei Arme, deren südlicher Kara-Daria (schwarzer Fluß) heißt, während der nördliche den Namen Ak-Daria (weißer Fluß) führt; beide Arme vereinigen sich wieder bei Khatarschi 90 Werst westlich von der Hauptstadt auf der Grenze des Emirat’s. Die große durch die Arme der Serafschan gebildete Insel, welche von zahlreichen Canälen bewässert wird, heißt Miankale, ein Name, der auch von Einigen auf das ganze Thalbecken des Serafschan übertragen wird. Weiter hin folgt dieser Fluß einer westlichen Richtung und verliert sich in den Salzsümpfen der Wüste, während ein großer Canal von ihm südwärts nach Buchara geleitet ist und dort das Land bewässert.

Der Boden des Thalbeckens ist thonigt, höchst fruchtbar und erzeugt, wo derselbe von Canälen bewässert wird, Reis, Mais, Baumwolle, Wassermelonen und Futterkräuter und von Bäumen Ulmen, Weiden, Pappeln, Apricosen-, Mandel- und Maulbeerbäume, sowie den Weinstock. Das Feld wird mit dem hölzernen Pflugsschar beackert, vor welchem Ochsen gespannt werden; in der Mitte der Äcker sind kleine Thürme errichtet, von deren Höhe aus im Sommer die Bauern die der Ernte schädlichen Vögel mit Peitschen und Steinwürfen verjagen.

Der Grund und Boden gehört dem Emir oder, was gleichbedeutend ist, dem Staate; der Privatman erwirbt den Nießbrauch des ihm zusagenden und noch nicht vergebenen Grundstückes dadurch, daß er dasselbe bebaut und einhegt, ist aber dafür verpflichtet dem Staate, je nach der Beschaffenheit der gebauten Producte, die Tanap oder Kherak bezahlen. Tanap heißt die Steuer auf die bebaute Oberfläche; Wiesen, Baum- und Weingärten zahlen diese Steuer, welche in einer gewissen Abgabe pro Tanap (gleich dem 6. Theile einer Dessiatine) besteht. Hingegen bezahlen die mit Reis und Baumwolle bestellten Felder die Kherak oder eine Steuerquote, gewöhnlich den Zehnten,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_410.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)