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der Rückreise wurden, soweit heftige Stürme es erlaubten, noch vielfach Lothungen vorgenommen. Am 11. September lief die „Germania“ wieder wohlbehalten in Bremerhafen ein.

Herr Börgen berichtete sodann über die von ihm und Herrn Copeland ausgeführten physikalischen Beobachtungen. Die an dem astronomischen Observatorium angebrachten Thermometer, dazu zwei Barometer, ein Robinson’scher Anemometer und ein Thermometer am Eise wurden stündlich abgelesen. Hiernach ergab sich als kältester Monat der Januar mit – 24° 4′ Cels., als Jahresmittel – 11° 6′ Cels., einmal im Februar einige Stunden lang eine Kälte von – 40° 3′ Cels. Zu Fluthbeobachtungen diente eine am Schiff hergestellte Vorrichtung. Heftige Schneestürme stellten anfangs den magnetischen Beobachtungen Schwierigkeiten entgegen, erst am 21. December konnte die erste 24stündige Reise derselben ausgeführt, und alle 14 Tage eine solche wiederholt werden. Für die Declination auf Sabine-Insel fand sich 45° 8′, die Inclination 79° 48′. Bei den Polarlichtern zeigte die Magnetnadel sich nicht ungewöhnlich unruhig, nur zweimal, jedoch nicht bei der stärksten Entfaltung eines solchen, fanden bedeutende Schwankungen der Nadel statt. Im Spectroscop trat nur eine helle Linie in Gelbgrün hervor. Von den Resultaten der astronomischen und geodätischen Arbeiten sind erst wenige berechnet. Die letzteren hatten hauptsächlich den Zweck, Erfahrungen zu sammeln über zweckmäßige Signale, Zeichen, Transport von Instrumenten, Einfluß der Schneemassen etc. Die Ungunst der Verhältnisse gestattete nur einen Meridianbogen von 40 Minuten messen. Die geographische Breite des Winterhafens wurde durch Beobachtung von 128 Sonnen-, 42 Sternhöhen, die Länge durch 16 Mondculminationen, 3–4 Sternbedeckungen und 12 Jupitertrabanten-Verfinsterungen, die Polhöhe des nördlichsten geodätischen Punktes durch 82 Sonnenhöhen bestimmt.

Herr Copeland schilderte hierauf die von ihm und Oberlieutenant Payer in Begleitung des Matrosen Ellinger unternommene Besteigung eines Gletschers am großen Fjord. Die Basis desselben lag bei 1000 Fuß; mit ebener Oberfläche und bis 3500 Fuß frei von Schnee und Firn stieg er allmälig auf. In etwa 4000 Fuß Höhe zeigten sich zahlreiche Spalten, der oben aufliegende Firn wurde immer tiefer, bis 4 Fuß tief, und die Reisenden mußten umkehren, um die Erreichung eines hohen Gipfels auf einem anderen Wege zu versuchen. Die Höhe desselben wurde im Minimum zu 6820 Fuß bestimmt. In der Ferne zeigte sich in WSW. ein anderer Gletscher, der von einer Kette von etwa 9000 Fuß herabkam. Aus derselben erhob sich eine Spitze von mindestens 11,460 Fuß Höhe. An dem Gletscher wurde bei 37stündiger Beobachtung ein tägliches Rücken von 5,3 Zoll bei einem wahrscheinlichen Fehler von 1,1 Zoll wahrgenommen.

Herr Hildebrand schilderte aus seinem Schiffstagebuch den Untergang der „Hansa“ und die spätere Eisfahrt ihrer Bemannung nach Süden. Schon am 29. September war das Schiff etwa bei 73° 6′ nördl. Br. und 19° 18′ westl. Lg. völlig eingefroren, am 23. October sank es ungefähr 70° 50′ nördl. und 21° westl. Die Mannschaft hatte sich auf ein Eisfeld von 7 Seemeilen Umfang gerettet und hier aus Kohlen ein Haus gebaut, 20 Fuß lang, 14 Fuß breit, 6 Fuß im Giebel hoch, 4½ Fuß in den Seitenwänden. Bald lag dies tief unter Schnee begraben.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 478. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_478.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)