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werden sich nach genügender Ansammlung und Sichtung der Thatsachen, sowie nach einem eingehenden Detailstudium unzweifelhaft auf das einfachste erklären, ohne alle jene verzweifelten Gewaltmaßregeln und Machtsprüche, mit denen man sie bis jetzt bald nach der einen, bald nach der anderen Seite zurecht zu rücken sucht, und dadurch vielmehr ganz aus den Fugen bringt. Für die Monumente der Osterinsel brauchen wir zunächst noch nicht auf so entlegene Ausläufer zurückzugehen, sondern können wir vorderhand bei ihrem polynesischen Charakter bleiben. Daß gerade auf dieser isolirten Insel der Schöpfungstrieb des polynesischen Geistes so mächtig geweckt ist, bestätigt auf’s Neue die überall im Buche der Geschichte aufgeschlagene Lehre, daß der Mensch im Kampfe mit der Natur seine Fähigkeiten zur Entwickelung bringt und (wenn die Ueberwindung der Hindernisse im Bereich der Möglichkeit liegt), sich im siegreichen Ringen zur Freiheit emporschwingen wird. Die genauere Kenntniß der Osterinsel verspricht unerwartete Aufklärungen für das psychologische Studium der Völkergeschichte, und dieses strahlt zurück auf den Kern jedes Wissens, das dem Menschen sein eigenes Wissen spiegelt. Hierfür sind kostbare Schätze dort zu heben, aber man verschwende sie nicht in den Constructionen nutzloser und unmöglicher Völkerzüge, an deren Stelle unsere Ballon-Zeit besser gleich die Luftwege substituirt, auf denen Ferreras die Stämme des Sennār in ihre respectiven Localitäten vertheilte.

Auf der französischen Colonie Neu-Caledonien scheint der Anbau in der Zunahme, das Klima wird gesunder geschildert, als man erwartet hatte, und die Ausfuhr einer Zucker-Ladung nach Sydney wurde (Ende 1866) als der erste Schritt begrüßt, die Handelsbahnen zu betreten. Einen richtigen Blick für die künftigen Züge derselben bewies die französische Besitznahme der 1791 von Vancouver entdeckten, aber seitdem kaum beachteten Insel Oparo oder Rapa (1867), indem schon jetzt die Panama-N.-Zealand-Australian R. M. Company und, nach Auflösung dieser, die Gesellschaft der australisch-californischen Linie den Hafen auf Rapa zur Kohlenstation auserwählt hat. Für die Dampfer zwischen Californien und China hat man Brook’s-Island ins Auge gefaßt, und auf den Fidji-Inseln hat die Polynesian-Company Besitzthum erworben. Die Langsamkeit des Fortschrittes in Neucaledonien mag zum Theil der Verwendung dieser Insel als Verbrechercolonie zuzuschreiben sein, an welchem Uebel auch Australien früher zu leiden hatte. Die ethnologischen Verhältnisse sind von Bourgey und Garnier behandelt, die Ostküste bei De la Hautiére. Gerland bespricht die Bevölkerung der australischen Inselwelt, und ebenso Dulaurier, Meinicke den

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_494.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)