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ausgedehnten Interessen des deutschen Handels Schutz zu gewähren und die Beziehungen der Fremden zur einheimischen Regierung vertragsmäßig zu regeln. Solche Verhandlungen zwischen einer geordneten Regierung und einer revolutionären sind nicht ohne Schwierigkeiten, da jene sich leicht die Hände bindet durch Verträge, die für diese nur ein Spielball sind, um sie nach Belieben zu halten oder zu verwerfen.

De la Pezuela beschreibt die Geschichte der Insel Cuba, Sawkins die Geologie Jamaica’s und Major unterwirft die noch offene Frage über Columbus Landfall einer neuen Untersuchung. Schon früher war Watling’s Insel (statt der Katzeninsel) für Guanahani oder San Salvador erklärt.

Südamerika betritt jetzt ein Stadium üppiger Entfaltung, wie es die anglosächsischen Staaten auf der nördlichen Hälfte dieses Continents ein Jahrhundert früher durchlaufen haben. Schon länger zwar sind die Fesseln eines isolirenden Monopoles gefallen, wodurch Spanien und Portugal ihre Colonien an sich ketteten, aber bei der langen Abgeschlossenheit von der übrigen Welt dauerte die Entfremdung auch nach erkämpfter Unabhängigkeit noch fort, bis die Dampfer dort gleichfalls Leben zuführend, Leben erweckten und jetzt allwöchentlich an der Silberküste, in der Bay von Rio Janeiro Posten und Frachten landen und laden. Offen liegt jetzt das Binnen-Areal des mächtigen Erdtheils, ein ergiebiges Arbeitsfeld für den europäischen und angloamerikanischen Untersuchungsgeist, seit im September 1867 die Flußschiffahrt Brasiliens freigegeben ist.

Dieser Kaiserstaat beginnt bereits seine gigantischen Glieder zu rühren, und sicher, er würde sich als Riese erheben, wenn es gelingen sollte, sie mit genügender Lebenskraft zu durchgießen. Pulsirender Adern giebt es genug. Dort wälzt der mächtige Marañon seine Fluthen, der Patriarch der Ströme, im Gefolge zahlloser Quellen, begleitet von einer Doppelreihe imposanter Vasallen, die ihn von Norden, die ihn von Süden ernähren. Frei wandelt der Handel auf allen diesen Armen, frei vom Atlantic bis dort, wo der Himmelswall der Andes emporsteigt. Nach Süden ziehen der Paraná, der Uruguay und alle jene andern Flüsse, die das Aestuarium des Rio Plata bilden, von Süden her ist jetzt der Eintritt gebahnt in das Herz des Continentes, in die mit kostbarem Metallgeäder durchsäumten Provinzen Brasiliens, die zugleich auf entsprechenden Erhebungen gewinnreiche Culturen und einen günstigen Boden für Einwanderer bieten. Auch die Fluren von Buenos Ayres werden sie einladen, die Thäler Uruguay’s und Paraguay’s, wenn die Kämpfe ein Ende gefunden, die Gesittung in ihre Rechte

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_508.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)