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auf stete Unterhaltung einer starken Heeresmacht von limitanei milites hingewiesen sind, über ihre Standesgenossen emporsteigen. Der ursprüngliche Adel der Koongay, obwohl nominell noch einer der höchsten und geehrtesten (als den unmittelbaren Begleitern Zinmu’s entsprossen), mußte dann vor den Repräsentanten der Beukhe oder Kriegshäuser zurücktreten, und diese führten in ihren jedesmaligen Landestheilen feudale Zustände ein, indem sie ihre Gefolgeschaften, als treue Vasallen, mit Ländereien belehnten. Als dann nach Einführung des Buddhismus die (auch in Leh und auf Tahiti geübte) Sitte Platz griff, daß die Mikado mit der Geburt eines Sohnes (oder doch immer frühzeitig, um im Kloster den besten Theil des Lebens zu verbringen) abdankten, wurde die Macht des Shiogun bald eine unumschränkte, besonders nachdem die glanzvollen Heldenthaten Joritomo’s diese Würde mit einem souveränen Schimmer umgaben. Der Mikado trat völlig in den Schatten, die Shiogun allein herrschten im Lande und waren rasch in so völlige Sicherheit gewiegt, daß entartete Nachfolger des großen Dynastien-Stifters sich thatenlosem Wohlleben ergaben und dadurch ein Spielball in den Händen ihrer Major-domus wurden aus dem Hause Sikke. Während zweier Jahrhunderte wurde nun Japan durch den Stellvertreter des Stellvertreters regiert, d. h. an der Stelle des eigentlichen Souveräns, des Mikado, stand sein Advocatus, und für diesen herrschte sein Major-domus, oder wenn der Erbe zu diesem Range ein Unmündiger war, dessen Minister, der Stellvertreter des stellvertretenden Stellvertreters. In jedem anderen Lande würde eine solch künstlich complicirte Maschinerie unter den ersten Stürmen politischer Revolutionen zusammengebrochen sein; nur auf den abgeschlossenen Inseln Japans konnte sie einen längeren Bestand bewahren, und eine Analogie findet sich in dem ebenso isolirten Hochlande der Chiapas, wo in der Theokratie des Idacanza in Sagamozo oder Iraca der Kriegsfürst Zaque gebot, und sich neben ihm (kurz vor der Zeit der Conquista) der Zippa zur Bedeutung eines Rivalen aufschwang. Doch führte auch in Japan diese Vermehrung der Gewalten einen Zustand ununterbrochener Fehden herbei, die endlich selbst die heilige Familie am Dairi zerrissen und die Kriege zwischen nördlichen und südlichen Mikado veranlaßten. Das Land wurde vom Untergange gerettet durch Ashikanga, der als Kubosama die Macht des Shiogun in voller Ausdehnung wieder herstellte. Ihm folgte Nobunanga, der als Feind der Buddhisten die Niederlassung der christlichen Missionäre begünstigte, darauf Toikasama, der sich zur Vertreibung der Letzteren, unter Absperrung des Landes gezwungen sah, und dann bestieg, als Gründer der letzten Shiogun-Dynastie, Iyeyas den Thron in Jeddo, unter dessen Nachfolgern das Land im Jahre

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 514. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_514.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)