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jener in die Oeffentlichkeit gelangen. Wiewohl die große Mehrzahl dieser Arbeiten auch in rein geographischer Hinsicht unser Inseresse erregen muß, so verbietet sich eine Aufzählung einzelner derselben beim Mangel an Raum von selbst. Erfreulich ist, daß man jetzt dem Leben aller dieser Geschöpfe so viel mehr Aufmerksamkeit zuwendet, nachdem einmal die bisherige unerträgliche und gänzlich unberechtigte Marotte der Zoologen, immer nur trockene Beschreibungen der äußeren Form und kaum minder trockene Darstellungen der inneren Organisation geben zu wollen, neuerdings durch die Bestrebungen einiger muthigen und selbstständigen Männer in’s Wanken gebracht worden.

Gegenwärtig wird nun auch die wissenschaftliche Hausthier-Kunde in eine lebhafte Bewegung versetzt. Diese erstreckt sich natürlicherweise meist nur auf europäische Verhältnisse. Ueber außereuropäische Hausthiere finden sich höchstens zerstreute Berichte im „Zoologischen Garten“, in den Bulletins der pariser und berliner Acclimatisationsgesellschaft, im Journal d’agriculture pratique, in den Verhandlungen der Smithsonian-Institution, in den Proceedings der londoner zoologischen Gesellschaft, in der Zeitschrift für Ethnologie u. s. w. Die fremde Welttheile betreffenden Reisebeschreibungen sind aber gewöhnlich sehr arm an Nachrichten über die erwähnten, doch so höchst wichtigen Geschöpfe. Verbreitung, Zucht und Pflege unserer deutschen, der englischen, französischen u. s. w. Hausthiere werden denn auch in den vielen, sich täglich mehrenden landwirthschaftlichen Zeitschriften der Jetztzeit im Allgemeinen und Besonderen besprochen, leider größtentheils von Leuten, die weit besser bei der Forke und Wurfschaufel bleiben, als sich dem verhängnißvollen, in ungeübten Händen nur zu gefährlichen Spiele mit der Feder überlassen sollten. Es giebt ferner in vielen Städten und Landschaften des gebildeten Europa Vereine (die auch wohl Zeitschriften als Organe herausgeben), von welchen die Zucht gewisser Hausthiere, Pferde, Hunde, Kaninchen, Hühner, Tauben u. s. w. aus Liebhaberei oder aus Speculationssucht ausgeübt wird. Wenn nun zwar bei diesen Bestrebungen hier und da einzelne für die geographische Verbreitung der Rassen u. s. w. ganz interessante Einzelnheiten an den Tag kommen, so ist doch der wirklich wissenschaftliche Gewinn im Großen gar geringfügig. Es geht hier wie anderen Ortes, wo nur die rohe Empirie sich breit zu machen sucht und wo sich die Halbbildung mit leichtem Aufwande von Denkkraft über strengere Methoden brüsk hinwegzusetzen strebt. Gewisse hervorragende Geister verfolgen die Kunde unserer Hausthiere voll Eifer nach wirklich wissenschaftlichen Prinzipien. Es leuchten uns da die Namen eines H. v. Nathusius, Ruetimeyer, Settegast. Das Werk des letzteren über die Thierzucht

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 534. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_534.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)