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der wohlfeilen und bequemen Art mancher Reisenden bedienend, die Specimina auf gutversorgten Hafen- und Binnenmärkten aufzukaufen oder, ohne sich persönlich um sie zu kümmern, von Jägern und Landstreichern zusammensuchen zu lassen, ist unser Forscher selbeigen durch Wald und Busch gekrochen, hat weder Mühen noch Gefahren gescheut, Büchse und Köscher, Skalpell und Käfernadel sehr fleißig gehandhabt. So ist er, ein würdiger Nebenbuhler seines trefflichen Landsmannes H. W. Bates, in den Besitz eines überreichen Materiales, eines großen Schatzes von eigenen Anschauungen und Erfahrungen gelangt. Wallace hat durch Bearbeitung desselben und durch Veröffentlichung der Hauptresultate in seinem Reisewerke den von Darwin verfochtenen Ideen mehr Vorschub geleistet[1], als die große Mehrzahl Jener, welche sich neuerdings in diesen schwierigen Dingen versucht haben. Unter den Schriftstellern letzterer Kategorie finden sich leider nur zuviel Schwärmer und dabei häufig nicht einmal naturwissenschaftlich gebildete, die in ihrem speculativen Eifer den beregten Ideen eher nur Feinde erwecken, als Freunde erwerben konnten. Und leider hat auch der blinde Fanatismus Solcher, denen wissenschaftliche Befähigung und Lebensstellung einige Vorsicht anempfehlen sollten, in dieser Hinsicht bereits großen Schaden verursacht.

Wallace zeichnet die Natur der von ihm durchreisten Länder in recht wohlgefälliger Redeweise, die sich (was doch im Allgemeinen nicht leicht) übrigens auch in der guten, von Dr. A. B. Meyer besorgten deutschen Uebersetzung geltend macht. Verfasser beginnt sein Reisewerk mit einem allgemeineren physikalisch-geographischen Ueberblick über sein Forschungsgebiet. Es bildet dieser Ueberblick einen hübschen Anhang zu den Aehnliches behandelnden Arbeiten eines Lesson und Garnot, Quoy und Gaimard, Temminck, Junghuhn u. A.

Wallace erkennt im malayischen Archipel die „Spuren eines ungeheuren Festlandes mit einer ihm eigenthümlichen Fauna und Flora, das nach und nach zerrissen wurde. Die Insel Celebes bildete wahrscheinlich seine äußerste westliche Grenze, jenseit welcher ein großer Ocean lag. Zu derselben Zeit schienen die Grenzen Asiens in einer südöstlichen Richtung ausgedehnt gewesen zu sein, zuerst in einer compacten Masse, dann in Inseln zerrissen, wie wir sie jetzt sehen und beinahe in unmittelbarer Berührung mit den zerstreueten Bruchstücken des großen südlichen Landes.“


  1. Ebenso durch sein neuester Zeit englisch und deutsch herausgegebenes Werk über Theorie der natürlichen Zuchtwahl, eine Zusammenstellung von innerhalb 15 Jahren einzeln publicirten Essays.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 540. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_540.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)