Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 545.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Brasiliens im verflossenen Jahre sehr weit gefördert worden durch die Verdienste eines Deutschen. Dieser, Reinhold Hensel, von dessen die wichtigsten Ziele der neueren Wissenschaft berücksichtigendem Sammeleifer fast ein jeder Schrank der berliner Museen, namentlich aber des anatomischen, zeugt, gab uns zunächst im „zoologischen Garten“ höchst anziehende Schilderungen der brasilianischen Thierwelt nach eigenen Beobachtungen. Diese ergänzen die früheren eines Marcgrave und Piso, eines Prinzen von Neuwied, Spix und Martius, Natterer, Burmeister, Tschudi u. s. w. und zerstören manche auch bis jetzt noch herrschenden Vorurtheile. Wir erfahren u. A. endlich Näheres, Positiveres über die Naturgeschichte der früher noch vielfach mysteriösen blutsaugenden Fledermäuse, die unserem Forscher zufolge nur den Gattungen Desmodus und Diphyllia zugehören, wir lernen die genaue Beschaffenheit der von ihnen gebissenen Wunden, ihre sonstige Lebensweise kennen u. s. w. Streng systematische Darstellungen lieferte R. Hensel in Troschel’s Archiv über Fische und Amphibien, in den landwirthschaftlichen Annalen über Hausthiere Brasiliens. Verfasser setzt diese Arbeiten in seiner deutschen Heimath fort.

Für die Kunde der Thierwelt des polaren Amerika hat auch die deutsche Nordpolexpedition das ihrige zu leisten gesucht, und gewähren uns ihre vorläufigen Berichte schon gegenwärtig einen Einblick in jene merkwürdige Welt einer nicht armen meerischen Fauna, in jene Welt der Moschusochsen und Renthiere, welche letztere bei uns die Ideen an eine längst überwundene Epoche in der kosmischen Entwickelung unserer jetzt blühendsten Kulturgegenden wachruft. In nicht zu ferner Zeit werden wir hoffentlich die jedenfalls höchst interessanten zoologischen Ergebnisse jener Expedition eines Genaueren zu prüfen haben.

Ueber die Thierwelt Australiens liegen eine Reihe von Berichten in verschiedenen Zeitschriften vor, welche insofern auch ein geographisches Interesse erregen, als sie die lokale Verbreitung von Arten und Rassen berücksichtigen. Dahin gehören u. A. Hartlaub’s und Finsch’s Arbeit über die Ornithologie der Tonga-Inseln in Cabanis so reichhaltigem Journal, eine Arbeit von M’Coy on the species of Wombat und von F. de Castelnau über australische Coleoptera im dritten Bande der Verhandlungen der Victoria-Academy.


Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_545.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)