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nordafrikanischen) Flora dürfte in neuester Zeit endlich eine endgültige Aufklärung gefunden haben. Lichen esculentus Pall., eine Flechte, deren plötzliches und massenhaftes Auftreten in den Steppen und Wüsten des Orients und Nordafrikas (Chlorangium Jussufii Link) zu der Sage des Mannaregens mit Veranlassung gegeben hat. v. Krempelhuber erklärt dieselbe für specifisch identisch mit einer von Kotschy 1853 auf dem cilicischen Taurus-Gipfel Kisil-Tepe [d. i. rother Hügel; Kotschy schreibt Gysyl-Deppe] an Felsen gesammelten Flechte, welche er Lecanora desertorum nennt; bestätigt also die zuerst von dem französischen Kryptogamenforscher Léveillé aufgestellte Ansicht, daß diese Pflanze, eine ursprüngliche Stein-Flechte, die Fähigkeit besitzt, von ihrer Unterlage losgerissen, weiter zu vegetiren und sich zu vermehren. (Z. B. G. 1867. 599.)

Die hochwichtige, für die europäische Gebirgsflora so beziehungsreiche Flora des Kaukasus hatte in der Person des Akademikers F. Ruprecht in St. Petersburg einen dieser Aufgabe würdigen, auch durch Forschungen an Ort und Stelle besonders geeigneten Bearbeiter gefunden. Leider wurde derselbe bald nach dem Erscheinen des ersten Bandes (Thalamiflorae) der Flora Caucasi (Mém. de l’acad. de St. Pét. VII. Sér. t. XV. No. 2) im August 1870 durch den Tod abgerufen, und wird das Werk, bei den vielen Eigenthümlichkeiten des Verfassers, wohl leider unvollendet bleiben. Der durch seine Forschungen in Asien bekannte Reisende G. Radde, jetzt Direktor des kaukasischen Museums zu Tiflis, setzt auch dort seine Thätigkeit eifrigst fort. Die „Berichte über die biologisch-geographischen Untersuchungen in den Kaukasus-Ländern“ (1. Jahrg. Tiflis 1866) bringen den Bericht über seine Reisen in dem mingrelischen Hochgebirge und seinen 3 Längsthälern (Rion, Tskenis-Tsquali und Ingur). (B. Z. 1867. 300.)

Ueber die Reisen, welche derselbe Forscher 1867 unternahm, findet sich Fl. 1868 eine Notiz.

Beiträge zur kaukasischen Flora bietet die Bearbeitung der von Bruhns bei Baku gesammelten Pflanzen durch L. Gruner (Bull. de la soc. natur. Moscou. 1867. II. 380), sowie die Florula von Tiflis von F. v. Herder (nach den Sammlungen von Pomorzow (Fl. 1870. 269. 276).

In dem Bericht über die Reise von Struve und Potanin im östlichen Tarbagatai (Sapiski d. Petersb. Geogr. Ges. Sekt. für allg. Geogr. Bd. 1. 1867) werden etwa 80 kirgisische Pflanzennamen mit kurzen Notizen über Benutzung einiger Arten mitgetheilt. (Marthe.)


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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 552. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_552.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)