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Die Summe der Ergebnisse früherer Reisenden und seiner eigenen hat Dr. S. in der kurz vor seiner zweiten Abreise (P. M. 1868. 113. 155. 244.) veröffentlichten „Vegetationsskizze des gesammten Nilgebiets und der Uferländer des rothen Meeres“ gezogen. Wir entnehmen derselben die darin durchgeführte pflanzen-geographische Eintheilung des Gebiets, für deren feste Begründung ein rühmliches Zeugniß sein dürfte, daß die von Th. v. Heuglin (P. M. 1869. 406) gegebene zoogeographische Eintheilung sich ihr meistentheils anschließt, wie denn auch Schweinfurth’s beigegebene Karte der Heuglin’schen als Grundlage gedient hat. 1) Das Mittelmeergebiet, nur den schmalen Küstensaum Unter-Aegyptens einnehmend, auch dort vieler Charakterpflanzen (z. B. der Orchideen, Valerianeen ganz, der Farrn fast ganz entbehrend) und nur die verbreiteten Typen der Mittelmeerflora und einige libysch-cyrenäische Seltenheiten aufweisend. 2) Das Kulturgebiet des Nilstromes von Chartum bis zur Mittelmeerküste, soweit die natürliche und künstliche Ueberschwemmung seiner segenspendenden Fluthen die schwarze Erde verbreitet hat, mit Einschluß der alten Nil-Alluvionen der libyschen Oasenkette. Diese Bewässerung ist um so nöthiger und erfolgreicher, als dies Gebiet größtentheils regenlos ist. Holzgewächse fast nur kultivirt, namentlich der Ssunt (Acacia nilotica), die Dattelpalme (zahlreich von 21° an nördlich), die Dumpalme (Hyphaene thebaica), nur vereinzelt nördlich von 27°, die Sykomore, der Nebek (Zizyphus Spina Christi), die Tamariske (Tamarix articulata). 3) Wüstengebiet, vom Mittelmeer südlich bis zu einer Linie, welche bei Berenice am rothen Meere beginnt und westlich die südliche Bejuda ausschließt; der südwest-nordöstliche Verlauf dieser und anderer Grenzlinien, welche sich fast bei jeder einzelnen Art nachweisen läßt, ist eine von Dr. Schweinfurth zuerst constatirte merkwürdige Thatsache. Durch eine in ähnlicher Richtung verlaufende Grenzlinie wird das Wüstengebiet in eine nördliche (Mokattam-Region mit isabellgelbem Boden und Kalkgestein) und in eine südliche (mit grauem Boden und Sandstein und Hornblendegestein) getrennt, die sich am Nil bei Siut scheiden. Die Bezüge beider Regionen nach Westen mit der Flora der Sahara und selbst der östlichen canarischen Inseln, nach Osten mit dem Wüstenstrich des Orients werden speciell nachgewiesen. Das ganze Gebiet ist nahezu regenlos, daher äußerst vegetationsarm und ohne Pflanzen-Kultur. 4) Uebergangsgebiet, umfassend Nord-Darfur und Kordofan, die südliche Bejuda und das Etbai (zusammen als Steppenwüste bezeichnet), sowie die Küstenländer des rothen Meeres bis zur Straße Bab-el-Mandeb, mit spärlichem oder unregelmäßigem Regenfall, daher die Vegetation ein Mittelglied zwischen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_566.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)