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höchst nöthig, um eintretenden Falls nicht nur Elende und ihrer Vernunft beraubte Leute dareinzusetzen, sondern auch den Nothdürftigen[WS 1] Unterhalt und dienliche Mittel zur Wiederherstellung ihrer Vernunft darzureichen, damit sie durch Gottes Gnade wieder in den Stand kämen, ihren Nächsten und sich selbst dereinst dienen zu mögen. Nach dem Bericht des Physikus Lüders könne das Dollhaus mit seinen drei Wahnwitzigen nicht aufgehoben werden, da zu befürchten, daß die darin befindliche Marie Ekluns aus Schweden im Entlassungsfalle ihren Unterhalt nicht finden und ihr dadurch Anlaß zu einer Desperation gegeben werden könne; von den beiden Männern sei der im Amt gebürtige Hinrich Hinsch ein Phantast, und der Diedrich v. B. aus Kiel mehr als ein Maniacus anzusehen, wesfalls weder dieser noch jener gleich der Ekluns loszugeben sei. Es wurde dann zunächst der Vorschlag genehmigt den von B. seinen Verwandten in Hamburg zu überweisen zur Ueberführung in den dortigen Pesthof, und die beiden Andern in das Neumünster’sche Tollhaus zu transportiren. Der Hinsch scheint nach anderen Angaben blödsinnig gewesen zu sein, die Ekluns periodisch deprimirt; diese war dort seit einem Jahr, der von B. 4 Jahre. Von ihm wird erzählt, daß er da säße, die Aermel bis an die Ellbogen aufgestreift wie eine Weibsperson, und auf Befragen auch sagte, er heiße Sophia Hedwig. Seine Wärterin berichtete, ehrmals wenn er noch so wol verwahrt gewesen habe er alles zerrissen. Dabei betont der Physikus, daß es mit der Kur solcher Leute sehr schwer hergehe, weil man ihnen medicamente übel beybringen könne.

Weitere Verhandlungen führten zu dem Befehl, die Vormünder der Hufe des Hinsch sollten ihn sicher unterbringen auf Kosten der Masse, bis seine Schwester sich verehelicht und die Hufe angetreten habe; sodann sollte sie ihren Bruder zu sich nehmen. Dagegen sei die Marie Ekluns, angesehen sie keine Anverwandte im Lande habe, bei einem guten dortigen Hauswirth zur Aufsicht und Verpflegung für einen wohl zu bedingenden Preis sicher unterzubringen. Der

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Nothürftigen
Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)