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Inquisit war nach der an ihn vollstreckten Tortur mit einer starken Wahnsinnigkeit befallen; bey solchen Umständen dürfe die Unterhaltung desselben in seiner bisherigen Detention, dem Amte Trittau gar zu lästig fallen es auch nöthig sein, daß demselben zu seiner Genesung die gehörige Mittel adhibiret würden.

Januar 1760 bittet der russische Hof-Prediger Benedictus Krihorowitz um Aufnahme für seinen Anverwandten Paul Marson, den er aus Petersburg mitgebracht habe. Er war 16 Jahre alt und nicht zu erziehen, darum sollte er auf eine Zeitlang zur Correction ins Zuchthaus.

Mai 1760 geschah die Aufnahme einer Leibeigenen aus dem Gute Groß-Nordsee wegen Ehebruchs und versuchten Kindsmords.

1760 ward geklagt über das Ungeziefer, mit dem die Gefangenen gemeiniglich behafftet seien, wenn sie kämen. Es wurde damals ein Gelaß unter einer Treppe mit Holz verkleidet und als Behältniß eingerichtet.

Nachdem ein unehrlicher Scharfrichterknecht einen Mörder eine Zeitlang im Zuchthause hatte schließen und aufwarten müssen, wollte keiner von den Wächtern noch der Zuchtknecht Hand an ihn legen; dadurch entstanden große Kosten und Unordnungen.

August 1760 bittet der Organist Carstens aus Neumünster um Aufnahme einer Verwandten, welcher der Zuchthaus-Chirurgus Carsten nach seiner bekannten Menschenliebe und vieles Mitleiden ihm zur Freundschaft umsonst curiren und Medicin geben wolle. Sie litt an periodischer Erregung.

December 1759 erhält der Conditor S. aus Kiel die Aufnahme für seinen aufgeregten Bruder, einen studiosus juris.

December 1760 erhält der Etats-Rath und Landvoigt P. aus Heide einen starken Verweis, weil er einen zum Zuchthaus Condemnirten direkt nach Neumünster geschickt habe ohne an das hohe Regierungs Conseill eine Vorstellung zu erlassen und eine Receptions-Ordre bei der Kammer zu erbitten.

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)