Seite:Zeitschrift für Sozialforschung Jahrgang 1.pdf/84

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du auf dieser Seite.
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932

für die kapitalistische Wirklichkeit maßgebend und für die „wirkliche Bewegung" des kapitalistischen Mechanismus entscheidend wichtig? Die Marxsche Antwort auf diese Frage – und sie bildet den Inhalt des III. Bandes des „Kapital“ – ist bekannt. Nicht die theoretisch angenommenen Werte, sondern die erfahrungsgemäß gegebenen Produktionspreise bilden das objektive Gravitationszentrum, um welches die täglichen Marktpreise oszillieren. Für die konkreten Kapitalbewegungen sind nicht die im Schema theoretisch angenommenen verschiedenen Profitraten, sondern die erfahrungsmäßig gegebene allgemeine Durchschnittsprofitrate entscheidend wichtig. „Andererseits – sagt Marx – unterliegt es keinem Zweifel, daß in der Wirklichkeit (von unwesentlichen, zufälligen und sich ausgleichenden Unterschieden abgesehen) die Verschiedenheit der durchschnittlichen Profitraten für die verschiedenen Industriezweige nicht existiert und nicht existieren konnte, ohne das ganze System der kapitalistischen Produktion aufzuheben" (Kapital, III 1, S. 132). Von dieser allgemeinen Profitrate sagt Marx, sie „sei die treibende Macht in der kapitalistischen Produktion“ (Kapital, III 1, S. 241). Dieser ,,Durchschnittsprofit ist . . . wie es in der kapitalistischen Produktionsweise der Fall ist, als Regulator der Produktion überhaupt“ zu betrachten (Kapital, III 2, S. 316), er ist das ,,regelnde Gesetz . . . der kapitalistischen Gesellschaft". (Kapital, III 2, S. 355.) Aus demselben Grunde ist für Marx „das Grundgesetz der kapitalistischen Konkurrenz das Gesetz, welches die allgemeine Profitrate und die durch sie bestimmten sog. Produktionspreise regelt" (Kapital, III 1, S. 12). Von der Ausgleichung endlich meint Marx, daß ,,die Bewegung dieser Ausgleichung (die Grundlage ist, H. G.), worauf die ganze kapitalistische Produktion beruht“ (Kapital, III 1, S. 422). Denn nicht die Werte, sondern die Produktionspreise ,,sind die wirklich regulierenden Durchschnitts-Marktpreise“, d. h. sie bilden die Basis, um welche die wirklichen Marktpreise oszillieren: „Die Marktpreise steigen über und fallen unter diese regulierenden Produktionspreise“ (Kapital, III 2, S. 396), ,,da nicht die Werte, sondern die von ihnen verschiedenen Produktionspreise in jeder Produktionssphäre die regulierenden Durchschnittspreise bilden“ (Kapital, III 2, S. 409; vgl. Kapital, III 2, S. 181, 187, 364, 381, 396 u. öfters). „Regulierende Durchschnittspreise“ heißt aber nichts anderes, als daß auf die Dauer eben der Produktionspreis und nicht der Wert die

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/84&oldid=- (Version vom 12.5.2022)