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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932

und innerhalb der Zirkulationssphäre akkumuliert wird (Geschäftsgebäude der Handelsunternehmungen, Büroeinrichtungen, Betriebskapital usw.) einen „Abzug vom Profit des industriellen Kapitals“ (Kapital, III 1, S. 270) bedeutet und „pro tanto den Umfang, worin das vorgeschossene Kapital produktiv fungiert, vermindert" (Kapital, II, jS. 109). Für die Zukunft scheidet dieser Teil des Mehrwerts aus der im Wertschema dargestellten Akkumulation des produktiven Kapitals aus und ist an der Schöpfung des Mehrwerts nicht mehr beteiligt, nimmt jedoch teil an der Verteilung des Profits. Durch beide Tatsachen: durch die Verminderung der Aktivseite und die Vergrößerung der Passivseite wird das Tempo der Akkumulation des industriellen Kapitals pro tanto verlangsamt. „Je größer das Kaufmannskapital im Verhältnis zum industriellen Kapital, desto kleiner die Rate des industriellen Profits" (Kapital, III 1, S. 270). Zugleich ist es klar, daß durch die Tatsache des Handelsprofits ein Teil des Mehrwerts – vom Standpunkt R. Luxemburgs ein Teil des „unabsetzbaren Mehrwertrestes" – aus der Produktionssphäre in die Zirkulationssphäre verschoben wird. Die Umrechnung der Wertpreise in Produktionspreise resp. in merkantile Preise hat somit eine Störung aller im Wertschema errechneten Proportionalitäten zur Folge!

Was hier vom Handelskapital gesagt wurde, gilt wörtlich und aus denselben Gründen auch für das Geld- und Bankkapital. Auch dieses Kapital fungiert ausschließlich in der Zirkulationssphäre, ist zwar an der Verteilung, nicht aber an der Produktion von Mehrwert beteiligt. Werden die Waren zu ihren Werten verkauft, d. h. behalten die Industriellen den ganzen Mehrwert, den sie sich zunächst aneigneten, dann „wäre bei dieser Annahme (das) . . . Bankkapital unmöglich", weil es keinen Profit machte [1].

Schließlich ist auf Basis des Wertschemas nicht bloß die Existenz des Geldzinses unmöglich, sondern auch die Bewegung des Zinsflußes nicht verständlich. „Der Zinsfluß verhalt sich zur Profitrate ähnlich wie der Marktpreis der Ware zu ihrem Wert. Soweit der Zinsfluß durch die Profitrate bestimmt ist, ist es stets durch die allgemeine Profitrate, nicht durch die spezifischen Profitraten, die in besonderen Industriezweigen herrschen mögen" . . . „Die allgemeine Profitrate erscheint daher in der Tat als empirisches, gegebenes Faktum wieder in der Durchschnittszinsrate" (Kapital, III 1, S. 350).

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/88&oldid=- (Version vom 12.5.2022)
  1. Brief von Engels 15.X.1888 an Nikolaion(Die Briefe von K. Marx und Fr. Engels an Danielson, Leipzig 1929, S.45).