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sich den Ertrag seiner Abmachung von dem Müller zu holen. Eines Tages stellte er sich auf der Mühle ein, aber nun leugnete der Bauer ganz und gar ab, je mit dem Teufel einen Vertrag geschlossen zu haben. Da wurde dieser wütend und sprach zornig zu dem Bauer: „Früher warst Du unserm Herrgott zu schlecht, deshalb hat er Dir nicht geholfen, als Du in Not warst, nun bist Du aber auch mir zu schlecht, denn Du hälst nicht einmal den Vertrag und bist doch reich geworden durch mich. Aber nun trifft Dich auch die Strafe.“

Alsobald verliess der Teufel die Mühle, und Mühle und Müller versanken in die Tiefe, nur der Bach verschwand nicht wieder, sondern bewässert noch heute die Fluren der dortigen Gegend; derselbe hat den Namen Wilchiwetz.

Wo einst die Mühle gestanden hat, da bildet der Fluss jetzt einen Wasserfall.


6. Der versunkene Meierhof.
(Slovakisch.)

Zwischen Solonetz und dem nächsten Orte lag früher ein Meierhof von stattlichem Aussehen, denn der Besitzer war reich und die Knechte hatten tüchtig bei ihm zu arbeiten. Sonst aber war der Mann roh und gefühllos, und wie der Herr, so waren die Knechte.

Nun geschah es einmal an einem Ostersonntag, dass der Priester aus Solonetz mit seinem Küster zu einem Kranken in die Nachbarschaft geholt wurden. Sie trugen das Allerheiligste mit sich. Nun war ihnen aber der Durst angekommen. Deshalb gingen sie auf den Meierhof, um von dem Meier einen Trunk Wasser zu erbitten. Sobald die rohen Knechte das Begehren der Bittenden gehört hatten, zogen sie den Priester und Küster zu dem nächsten Viehtrog und zwangen dieselben, daraus zu trinken. Der Meier selbst liess nicht nur das alles ruhig geschehen, sondern befahl auch noch, dass die Hunde auf die heiligen Männer gehetzt würden. Mit Mühe kamen der Priester und der Küster lebendig wieder von dem Meierhof, aber es war ihnen doch gelungen, das Allerheiligste zu retten, obgleich sie an vielen Wunden heftig bluteten.

Bald aber sollte die rohen Menschen auf dem Meierhof ihr Schicksal ereilen. Der Himmel schwärzte sich nämlich, ein furchtbares Gewitter stieg auf, die Donner rollten, ein Blitz schlug in den Meierhof ein, und als dieser kaum niedergebrannt war, da ergoss sich der Regen in Strömen auf die Stätte hernieder und es entstand ein tiefer Teich an der Stelle, wo einst das Gehöft gestanden hatte.

In diesem Teiche schwimmen die bösen Menschen aus dem Meierhof als Fische herum, die Hunde aber als Kröten.


7. Der Brunnen und die drei Tannen.
(Slovakisch.)

In Alt-Solonetz lebte einstmals ein Ehepaar, das sich gar schlecht

Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_080.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)