Seite:Zeitschrift für Volkskunde I 090.png

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ein, denn Du wirst durch das Einreiben mit dem Staube und der Asche des Steines unverwundbar werden. Nach glücklich vollendetem Kampfe kehre hierher zurück: entreiss einem jeden von uns eine Feder, tauche sie in das Blut des Riesen, dann bestreiche uns damit und die Erlösung ist vollbracht.“

Nachdem sich der Sohn des Grafen den Leib mit dem Staube und der Asche eingerieben hatte, stieg er in die Oeffnung hinab, trat dem Riesen entgegen und kämpfte mit ihm. Da er unverwundbar war, so gelang es ihm endlich, dem Riesen nach hartem Kampfe die Todeswunde zu schlagen. Schnell stieg er wieder zum vollen Lichte des Tages empor, riss jedem Schwane eine Feder aus, tauchte sie in das Riesenblut und bestrich dann jeden der Schwäne damit. Alsobald standen drei holde Jungfrauen von blühender Schönheit vor dem Sohn des Grafen. Sie erzählten ihm, dass sie Prinzessinnen seien. Ein Zauberer habe sich um ihre Hand beworben, sie hätten die Bewerbung aber nicht angenommen. Da sei der Zauberer böse geworden und habe sie auf zehn Jahre in Schwäne verwandelt. Aber ihre Erlösung sei auch dann noch von den Bedingungen abhängig gewesen, welcher der Sohn des Grafen glücklich erfüllt hatte.

Dieser geleitete die drei Prinzessinnen an den Hof ihres Vaters, welcher ein mächtiger König war. Die Freude über die vollbrachte Erlösung war gross. Der Sohn des Grafen vermählte sich mit der wunderholden Prinzessin, welche als Schwan mit ihm gesprochen hatte. Nach dem Tode seines Schwiegervaters ward er König des schönen Landes und seine junge Gemahlin beschenkte ihn mit einer Reihe von Kindern, welche von blühender Gesundheit waren und zu kräftigen Jünglingen und holden Jungfrauen heranwuchsen.


Die Froschfrau.

Ein König hatte drei Dienstmannen, mit deren Treue und Ergebenheit er so zufrieden war, dass er ihnen gern eine grosse Freude gemacht hätte. Deshalb liess er sie vor sich bescheiden und sprach zu ihnen: „Suchet Euch jeder eine Frau unter den Töchtern meines Landes. Da Ihr mir so treu gedient habt, so will ich Eure Hochzeiten ausrichten.“

Die Dienstmannen gingen auf die Freite aus. Zwei von ihnen führten die schönsten Fürstentöchter des Landes heim, während der dritte sich mit einem Frosch vermählen musste. Der König hatte die Hochzeiten ausgerichtet, aber der Dienstmann hatte seine Froschfrau den Augen des Königs und der andern Menschen zu entziehen gewusst, so dass der König nichts von der sonderbaren Vermählung erfahren hatte.

Nun sprach eines Tages der König zu den drei Dienstmannen: „Welche von Euren Frauen das beste Hemde fertigt, deren Mann soll den dritten Teil meines Reiches haben.“ Die beiden schönen Fürstentöchter hatten von ihren Männern kaum die Worte des Königs vernommen, so gingen sie sofort an die Arbeit. Der Mann der Froschfrau aber sass traurig daheim und gedachte mit Schrecken der Zeit,


Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_090.png&oldid=- (Version vom 21.7.2023)