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geschah es, dass dem König, welcher die Arme über die Brust gekreuzt hatte, ein Arm von Brust und Lager niedersank. Als die Frau das sah, sagte sie zu ihrem ältesten Sohne: „Gehe hin und lege den Arm wieder zurecht, denn es ist dein Vater, dem du diesen Dienst erweisest.“ Der Knabe that, wie ihm geheissen war. Der Arm sank bald darauf zum zweitenmal nieder. Da sagte die Frau zu ihrem zweiten Sohne dieselben Worte, und auch dieser that, wie ihm geheissen war. Als der Arm zum drittenmal niedergesunken war, trat die Frau, ihren jüngsten Sohn auf dem Arme, auf den Schlafenden zu, und sprach zu dem Kleinen dieselben Worte. Mit ihrer Hilfe brachte der Knabe den Arm in seine rechte Lage.

Bald darauf erwachte der König und liess sich und seinen Diener noch einmal zu essen geben. Darauf machte er sich mit ihm auf den Weg. Unterwegs erzählte dieser dem Könige, was sich während seines Schlafes zugetragen habe. Da fiel es dem Könige wie Schuppen von den Augen; jetzt wusste er, dass niemand anders als seine Gemahlin mit ihren Kindern in der Waldhütte wohne. Eilig kehrte er zurück. Kaum hatte er seine frühere Gemahlin erblickt, so eilte er auf sie zu, gab ihr die süssesten Namen und herzte und küsste sie. Sein Glück wurde nur erhöht, als er von seiner wiedergefundenen Gemahlin alles, was sie erduldet hatte, erfuhr.

Indem kehrte auch der Bruder zurück. Nachdem der König auch diesen herzlich begrüsst hatte, machten sich alle auf den Weg zur Stadt nach dem Schlosse. Hier wurde strenges Gericht über die Schuldigen gehalten, das Volk aber freute sich über das Glück seines Königs und über die Schönheit und Güte seiner Gemahlin. Die drei Königskinder wuchsen zu kräftigen Jünglingen und tüchtigen Männern heran und übernahmen nach dem Tode ihrer Eltern die Herrschaft über das Reich.


Der Aberglaube.
Aus der Provinz Sachsen.
Gesammelt von
EDMUND VECKENSTEDT.
Die Tiere.
1. Die Schafe.

Wenn man in einem Schafstall ein gestohlenes Pflugrad aufhängt, so wird in dem Stall keins von den Schafen dumm.

2.

Wenn die Schafe ausgetrieben werden und die jungen Böcke springen dabei viel, so giebt es bald Regen.

Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_239.png&oldid=- (Version vom 22.7.2023)