Seite:Zeitschrift fuer deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band III Seite 081.png

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bändchen, oder ein senkel gewesen wäre. die sage vom sechsling und brod bei Arkebek wiederholt sich hier[1]. der platz heißt auch Brûtkamp, nach manchen berichterstattern kommt dieser name jedoch einem felde in der nähe des götzenhains zu. Bolten versichert nach der Voigdimannschronic Brûtkamp sei der ort, wo im heidenthum den ehegottheiten opfer gebracht wurden, eine jede familie habe einen solchen besessen. in Ostholstein liegt bei dem hofe Seekamp auf dem gute Clausdorf ein großer flacher stein, um den rings im kreise kleinere gesetzt sind. dieser platz führt den namen Brautkoppel, weil in alter zeit, da es noch keine kirche gab, die brautleute mit ihren eltern und verwandten sich hier versammelten, auf den großen stein setzten und dann getraut wurden[2]. brautsteine finden sich häufig. gewöhnlich verbindet sich mit ihnen die sage, daß ein brautpaar hier seinen untergang fand, oder in den fels verwandelt wurde. die bei Kuhn nordd. sag. 301 anm. beigebrachten zeugnisse lassen sich reichlich vermehren z. b. durch die Visbecker braut in der nähe von Wildeshausen im herzogthum Oldenburg, und den bräutigam bei Engelmannsbecke[3] unfern davon; einen brautstein bei Kelbra an der goldenen aue, verschiedene brautzüge und brautsteine in Ost- und Westpreußen[4] den Lehnekenstein bei Bonese in der Altmark[5] u. a. m. der bräutigam bei Engelmannsbeke besteht aus 4 neben einander liegenden steinringen, deren größter 125 schritt lang und 8 schritt breit ist. sie enthalten an dem einen ende hünenkammern, wie der hain von Albersdorf. Kuhn zieht aus den vorliegenden berichten den schluß: einerseits läßt sich nicht verkennen, daß sie wirklich an heiligen orten haften, an welchen man ehemals ehen vollzog, andererseits aber hat sich offenbar göttersage an dieselben angesetzt. der umstand, daß das brautpaar in vielen sagen


  1. Müllenhoff Schleswigholst. sag. 285 nr. CCCLXXXII.
  2. Müllenhoff Schleswigholst. sag. s. 108 nr. CXXX.
  3. Westphälische provincialbl. Minden 1828 I, 2, 81, 5.
  4. Danziger dampfboot 1850 jan. 7 u. 8.
  5. Temme volkssagen der Altmark.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_081.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)