Seite:Zeitschrift fuer deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band I Seite 390.png

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(Hausm. nr. 3). verwandt ist ein russisches märchen (Dieterich 10. Vogl 57), doch die umstände sind verschieden, noch weiter ab liegt ein magyarisches (bei Molbech udvalgte eventyr 38).

Die brüder ziehen in die fremde und kommen auf ihrem weg an ein tiefes loch. die beiden ältesten überreden den jüngsten sich hinab zu laßen. er fällt auf das haus einer alten: auf ihre frage, was er hier suche, antwortet er ‚mich schickt der könig der oberwelt, um ein haar von der schönen in der unterwelt zu holen.‘ ‚o söhnlein,‘ spricht die alte, ‚wie willst du dahin kommen? die schöne wird von einem hunde bewacht, der drei köpfe hat und niemals einschläft.‘ sie gibt ihm ein wasser und von der erde der todten und sagt ‚wenn du dich mit diesem wasser wäschest, so wirst du so dunkel daß dich der hund nicht sieht, die schöne aber liegt in einer ecke und schläft: stecke ihr ein wenig von der erde in das ohr, so wird sie dich nicht gewahr, reiß ihr das goldne haar aus dem kopf und komm schnell zurück.‘ er vollbringt es glücklich, die alte bindet ihm fleisch in den gürtel, ruft alle krähen zusammen, und die vögel, indem sie an dem fleisch zupfen, heben ihn in die höhe. die brüder verwundern sich als er wieder erscheint, er aber bringt das goldene haar dem könig, der es der königin gibt. ihn macht er reich und mächtig, und die beiden ältern brüder werden endlich seine diener. die deutschen märchen von den drei federn (Hausm. 63) und dem müllerbursch (Hausm. 106) haben dieselbe grundlage: die ältern brüder bemühen sich vergeblich eine köstliche, mit wunderkräften begabte sache zu erlangen: aber dem dummling, dem unschuldigen, den jene beiden ins verderben führen wollten, wird sie zu theil. bedeutender ist es hier, daß das goldene haar gesucht wird, in dem ohne zweifei übernatürliche kräfte liegen: in einem deutschen märchen werden dem teufel, als er schläft, die drei goldenen haare ausgerissen (Hausm. nr. 29). eine schwedische erzählung (Cavallius nr. 15) ist der deutschen ähnlicher.

Das vierte märchen übergehe ich: es hat, wie schon

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band I. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1853, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_I_Seite_390.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)