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bepflanzten sie mit Bäumen. Ihr Glaube war, daß sich auch die Asche der Todten an dieser Kühlung labe; daher in ihren Gedichten es ein oft wiederkommender Wunsch ist, daß Morgenwolken sie mit reichlichem Regen bethauen mögen:

Kommt, besuchet den Maan, und sprecht zu seinem Grabe:
Morgenwolken thauen auf dich, mit Regen auf Regen!
Höre, du Grab des Maan, du Erste Grube der Erde,
Des Freigebigen Bett, der Meer und Länder beglückte,
Höre, du Grab des Maan, die Milde schließest du in dich
Todt – denn lebte Sie, du schlößest, Grube, sie nicht ein,
Die weitherzige Brust, die keinem Freunde sich zuschloß.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/124&oldid=- (Version vom 1.8.2018)