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Doch sie lebet, sie lebet im Ruhm dankbarer Genossen,
Wie der wässernde Strom reichblühende Auen zurückläßt.

Wie sie hier das Grab ansprechen, reden sie oft den Todten selbst an, und glauben, seine dumpfe murmelnde Stimme, die sie das Echo der Gräber nannten, zu hören. Diese Stimme der Gräber war eine gemeine Meinung, und die Dichter haben sich ihrer vielfach bedienet. So spricht z. E. der Geliebte zu seiner Geliebten:

Wenn im Grabe wir liegen, und nun sich unsere Stimmen
     Dumpf begegnen, wie sich Schatte mit Schatte bespricht,
Laila, bin ich auch Staub; mein Staub wird wallen und hüpfend
     Echo werden dem Laut, der deine Stimme mir bringt.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/125&oldid=- (Version vom 1.8.2018)