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des Wachsthums durch Nahrung und Beschäftigungen, der Fortpflanzung und eines allmälichen Ablebens zu durchwandeln haben, als sie selbst; ja die sie vielleicht in ihrem freien Element der Luft, des Wassers, der Wälder für glücklicher hielten, als sie sich bei mühsamer Arbeit, in ihrer oft Kummervollen Höhle halten mochten. – Wie nahe lag ihnen also der Wahn: „im Tode wirst du jener leichte Vogel, jene schwimmende Ente, oder wenn du es zu werden stark genug bist, jener vortrefliche, gefürchtete Bär.“ Dies war nicht Speculation, sondern sinnlicher Wahn, den ihnen der Umgang mit Thieren, eine zwischen ihnen und sich bemerkte Aehnlichkeit, überhaupt aber das Mitgefühl mit denselben Kunstlos eingab.

19.

Bei allen Völkern, welche die Seelenwanderung glaubten, bemerkt man ausgezeichnet dies Mitgefühl mit Thieren, ja sogar eine Hochachtung

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)