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37.

„Allerdings geht die Vorsehung einen unmerklichen Gang, und dieser Unmerklichkeit wegen wollen wir an ihrem Fortschritt nicht verzweifeln; nicht verzweifeln an ihr, selbst wenn ihre Schritte uns scheinen sollten zurückzugehen. Die kürzeste Linie ist nicht immer die gerade. Aber wenn sie, die Vorsehung, auf ihrem ewigen Wege so viel mitzunehmen, so viel Seitenschritte zu thun hat, wenn das große langsame Rad, welches das Geschlecht seiner Vollkommenheit näher bringt, nur durch kleinere schnellere Räder in Bewegung gesetzt wird, deren Jedes sein Einzelnes dahin liefert;“[1] so lasset uns nicht vergessen, daß diese kleineren, schnelleren Räder kein Andrer, als Wir sind. Auf uns hat die Vorsehung gerechnet. Das größeste Gute wie das größeste Uebel geschah den Menschen durch


  1. Leßings Erziehung des Menschengeschlechts §. 91. 92.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)