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ketten sich unsre Lebenszeiten; ja sie erwachsen aus einander, bauen auf einander; jede findet ihren Grund in der andern. Daher so viele Lehren der Alten von dieser Voraussicht in die Zukunft, als eine Erzieherinn und Fortleiterinn durchs Menschenleben, jedoch mit der weisen Beschränkung, nie zu viel, nie zu früh, nie etwas wissen zu wollen, was für uns nicht gehöret.

14.

Und hiemit treffen wir auf das Pünktchen der Waage. Thöricht ists, sich um das zu bekümmern, was wir nicht wissen können; träge und verdrossen wäre es, sich um das nicht bekümmern zu wollen, was uns von der Zukunft zu wissen noth ist, was sich von ihr mit der Gegenwart aus der Vergangenheit uns gleichsam aufdringet, was wir uns selbst nur mühsam verhehlen. Unser innerer Sinn, sagten die Griechen, spricht mit den Göttern, und ist

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)