Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/251

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suchte, dem Verbrecher am Rande seines Lebens Schenkungen abdrang oder andre elende Versöhnungsmittel anpries, den Unglücklichen hingegen unter der unverschuldeten Last dieses Lebens erliegen ließ, mit dem Trost: „dort leidest du nicht mehr! dulde nur noch etwas unter der Hyäne Zähnen! es ist bald vorüber! Aber die Hyäne geht dir auch dort vor. Sie hat geschenket!“ – so erschrickt jeder Rechtschaffene vor solcher schändlichen Anwendung. – Was überhaupt bliebe heilig, wenn Vernunft und Moral einmal verletzt sind, und man ihre Regel selbst im letzten entscheidenden Augenblick zu verkehren sich nicht erblödet?

27.

Gegen die Religion selbst laßt uns dieser schändlichen Misbräuche wegen keinen Groll hegen;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/251&oldid=- (Version vom 1.8.2018)