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wecken und sein Urtheil über die Gegenwart schärfen. Wir wollen nicht mit dem Dichter wünschen:

 – Ueber das Schicksal
Ihrer Zukunft sei durchaus der Mensch Gemüth blind,
Daß den Fürchtenden doch noch Hoffnung bleibe –[1]

denn die Hoffnung, die aus Gründen erwächst, ist allein eine sichere Hoffnung. Daß aber die Bodenlose Erwartung so wie die ungegründete Furcht aus den Gemüthern der Menschen verscheucht werde, gereicht zu ihrem größesten Vortheil. So lange sie den Zusammenhang der Dinge

 leges et foedera rerum

kennen lernen zu wollen nicht geneigt sind, schaltet durch ihre eigne Schuld das Schicksal mit ihnen,


  1. <poem> Sit coeca futturi
    Mens hominum fati; liceat sperare timenti.
     Lucan. II. 14. 15.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/261&oldid=- (Version vom 1.8.2018)