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jedes Volk hatte sie in seiner Weise und pflanzte sie in Sagen fort. Die Dichter nutzten sie; und auch der Geschichte konnten sie nicht fremde bleiben. Wer begehrte nun, daß sie einer zur Erbauung geschriebenen Legende fremd bleiben sollten? Andacht d. i. ein Aufmerken aufs Göttliche ringsumher schrieb ja diese Legenden: Andacht sollte sie lesen; Andacht sollten sie einflößen und wirken.


Ueberdem wird dies Wunderbare in den mittleren Zeiten so leicht, ich möchte sagen, so natürlich eingeführet, daß man es eben so leicht in die gewöhnliche Sprache übersetzen kann, eben weil es damals gewöhnliche Sprache und Vorstellungsart war. Manches ist sogar in Sprüchwörter übergegangen, deren Sinn ohne wunderbare Deutung jeder Einfältige anzuwenden weiß. Wenn z. B. vor diesen fleißigen und rüstigen Männern, die eine wüste Gegend anbaueten, Wölfe und Schlangen flohen; sie scheuchten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/281&oldid=- (Version vom 1.8.2018)