Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/289

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von denen man redet. Nach unsrer lichten Zeit können wir nicht alles beurtheilen; nicht jede andre Zeit warf alles Heilige als einen Unrath von sich. Das Kreutz hat einst den Völkern Ruhe gebracht; es stillete Aufruhr, Fehden, Zwietracht und gebot den Gottesfrieden. Tempel waren Zufluchtsorte der Unbewehrten gegen Raub und Unterdrückung; der Altar war eine Stäte des öffentlichen Bekenntnisses, des Gebets, der Gemeinschaft Gottes mit den Menschen. Das Grab war ihnen eine Ruhekammer, wo himmlische Geister das erstorbene Samenkorn zur Aufblühthe eines künftigen ewigen Frühlinges bewahrten. Ueber heilige Gebräuche und Worte endlich läßt sich auch nicht anders, als aus dem Geiste der Zeit reden, für welche sie gehören.


Und waren nach eben diesem Geist der Zeit körperliche Uebungen zur Enthaltsamkeit, Strenge, zu festgehaltenem Andenken, zum Vermögen

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/289&oldid=- (Version vom 1.8.2018)