Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/303

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
10
     Als in dunkler Nacht das Licht der Völker

Aufging, lag die Welt in heilger Stille.
Heller glänzeten die Sterne; segnend
Trat ein neuer Stern hervor, und sagte
Frommen Weisen in das Herz: „erfüllet

15
Ist der Zeiten langer Wunsch und Hoffnung:

Denn der Trost der Völker ist gebohren!“

     Und die Engel sangen in den Lüften:
„Ehre, Ehre sei Gott in der Höhe!
Fried’ auf Erden! allen Menschen Freude!“

20
     Und ein Engel trat zu armen Hirten:

„Freuet euch! dem Volk ist er gebohren!“

     Stillverborgnes Kind! Es sangen keine
Phöbusschwän’ um deine dunkle Krippe;
Aber was die treue Turteltaube

25
Deiner Höhle[1] sang: (die ewge Liebe

  1. Nach der Tradition ist Christus in einer Felsenhöhle vor Bethlehem gebohren.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/303&oldid=- (Version vom 1.8.2018)