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Stille Einkehr in sich selbst geliebet,
Zehen Söhn’ und Töchter auferzogen,
Auch in Kriegeszügen seinem Lande

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Treu geholfen; bis die Welt zu enge

Für ihn ward. Er nahm von Weib und Kindern
Liebreich Abschied, und mit ihrem Segen
Ging er zur Einöde. Vielen Pilgern,
Die ihn suchten, gab er Rath und Hülfe.

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Manchen Sturm der Seele, manche Unruh,

Senkete ein Wort von ihm zur Ruhe.
Denn er war von starkem Herzen; mächtig-
Frei, und floh wie Pest die Landsverderber.
Oft weißaget’ er, und wußt’ der Seelen

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Innerstes Geheimniß. Seines Lebens

Täglicher und hocheinfältiger Spruch war:
„Nimm, o Gott mich mir; und gib mich ganz dir.“


Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 377. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/399&oldid=- (Version vom 1.8.2018)