Seite:Zerstreute Blaetter Band III 099.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Organe, ohne Phantasie und Gedächtniß hat der Verstand nichts womit er sich beschäftige, die Vernunft nichts worüber sie brüte, die Symbolik nichts das sie durch Zeichen ausdrücken möge. Wahrheit und Lebhaftigkeit der Bilder tragen also selbst zu ihrer Deutlichkeit und Klarheit bei; so daß, ohne jene, alle Abstraction nur Täuschung wäre. Das höchste Gesetz der Vollkommenheit in allen Wissenschaften und Künsten kann also nur seyn, daß dem Zweck der Vorstellung gemäß Eine Eigenschaft der andern, z. B. die Klarheit der Lebhaftigkeit, die Lebhaftigkeit der Wahrheit nicht schade, sondern aufhelfe und sie zu ihrem Zweck fördere.


4. Es wird hieraus deutlich, daß da eigentlich nur der innere Sinn des Menschen der Bildner ist, der durchs Auge und durch jedes andre Organ sich nach innern Regeln Gestalten schafft, und das Gefundene Eines Sinnes allen andern,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)