Seite:Zerstreute Blaetter Band III 135.jpg

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näher als wir lebten. Durch sinnliche Anschauung nämlich hatten sie den Habitus der Thiere erfaßt und konnten gleichsam nicht anders als in ihrer Sphäre dichten. So gemein zuweilen die Lehre ist, die sie das Geschöpf sagen lassen: so mächtig dringt sie uns ans Herz, als ob der Naturgeist selbst aus diesem Wesen spräche. Die feinere Fabel, da das Thier als Philosoph räsonniret, mag für uns feinere Menschen seyn, deren Gaum von stärkern Gewürzen gereizt werden muß, wenn er an dieser Milchspeise Geschmack finden soll; einfältigere Nationen würden in einer Reihe Fabulisten dieser Art ihren alten Aesop schwerlich erkennen, und sich oft wundern, warum man zu diesen unthierischen feinen Sprüchen die Masken der Thiere brauchte.

3. Wieweit erstrecket sich das Gebiet der Fabel auch dies- und jenseits dem Reich der Thiere?
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)