Seite:Zerstreute Blaetter Band III 152.jpg

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die Moral der Dichtung weitläuftig zu erklären und über sie neu zu moralisiren, i)[1] setze er sie in einen Fall der Anwendung und je mehr dieser mit dem erdichteten übereinkommt, desto eindrücklicher, lebhafter und schöner wird dem Lehrlinge die Geschichte der Fabel. Wie Leßing einen heuristischen Nutzen dieser Dichtungsart für die Schulen zur Bildung der Genies vorschlug, k)[2] „indem man die Geschichte derselben bald eher abbricht, bald weiter fortführt, bald diesen und jenen Umstand so verändert, daß sich eine andere Moral darinn erkennen läßt“ und von diesem Spiel der Erfindung selbst schöne Beispiele gegeben hat: so möchte ich zu Bildung kluger Köpfe einen andern Gebrauch der Fabel


  1. i) Leider ist dies der Fall in den meisten Ausgaben Aesops für Kinder, deren fernes doch sogenannten moralischen Erklärungen, die hinter jeder Fabel stehen, lieset. Ein eigenticher Aesop für Kinder ist mir noch nicht bekannt.
  2. k) S. 233.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_152.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)