Seite:Zerstreute Blaetter Band III 157.jpg

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der Seele mit Wahl und Absicht seyn? l)[1] Es ist leicht zu sehen, woher der Unterschied dieser Meinungen komme und wie er einzig gehoben werden könne? Erfanden Aesop und seine Brüder ihre Fabel für eine wirkliche Situation des Lebens, in welcher gehandelt werden mußte: so konnte die Fabel nichts als eine analoge Handlung schildern, die den Zweifelnden belehrte. Offenbar war hier eine ähnliche Bestimmung der Seele mit Wahl und Entschluß, in einer ähnlichen Situation vorzustallen nöthig. Die meisten Fabeln der Alten sind also, ihrer Einfalt ungeachtet, selten ohne eine wirkliche Handlung, da ja eben diese zu einer ihr ähnlichen Bestimmung der Seele als ein Spiegel dienen sollte. - Der Kürze halben wollen wir diese


  1. l) Das Erste ist Leßings, das Andre Breitingers, Bodmers und andrer Theoristen Meinung.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_157.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)