Seite:Zerstreute Blaetter Band III 178.jpg

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die Natur der Dichtung offenbar, worauf sich solche auch beziehen möge.


Allgemein also sagt er:c)[1] „der Geschichtschreiber und der Dichter unterscheiden sich nicht durchs Sylbenmaas, sondern dadurch von einander, daß der Geschichtschreiber erzählt, was geschehen sei, der Dichter, welcher Art Dinge geschehen mögen. Die Dichtkunst sei deßhalb philosophischer und lehrreicher als die Geschichte, weil sie mehr das Allgemeine (τα καθολου) vorträgt, da die Geschichte sich an das Einzelne halte. (τα καθ’ εκαστον.) Allgemein aber nennet er das, wenn anschaulich gemacht wird, wie einem Solchen ein Solches, d. i. einem Jeden das Seine zutreffe, oder wie man nach innerer Wahrscheinlichkeit oder der Nothwendigkeit handle. Dahin ziele die Poesie, auch wenn sie den Personen besondre Namen beilegt; mithin bestehet


  1. c) Poëtic c. 9.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)