Seite:Zerstreute Blaetter Band III 179.jpg

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der Unterschied des Dichters und des Geschichtschreibers darinn, daß dieser sagt was geschehen sei, jener wie es geschehen könne und möge, nach der Wahrscheinlichkeit oder der Nothwendigkeit selbst.“ Goldne Worte, die uns auf einmal auch bei der äsopischen Fabel nicht nur ihren Unterschied vom historischen Beispiel, sondern zugleich den reinen höchsten Zweck anzeigen, zu welchem eine Fabel gedichtet werden soll. Die innere Wahrscheinlichkeit oder die Nothwendigkeit selbst soll das Gewicht seyn, das bei der erdichteten Handlung zeigt, nicht blos Was, sondern auch Wie es geschehen möge. (οια γένοιτο.) Und eben deßwegen ist die Fabel philosophischer und lehrreicher als alle Beispiele der Geschichte. Sie geht auf das Veste und Allgemeine, daß wenn So etwas gegeben sei, wahrscheinlich oder nothwendig So etwas folge; das Beispiel der Geschichte schildert nur einen einzelnen Fall, dem nicht anders als nach

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_179.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)