Seite:Zerstreute Blaetter Band III 221.jpg

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Eva’s Blick hing an der täuschenden Frucht und an ihrem listigen Verführer; sie übertrat des Herren Gebot und hörte nicht auf des weissagenden Vogels Stimme.


Als über alle Geschöpfe der Tod kam, ward Phönix ausgesondert, auf ewge Zeiten der Schuldlose Zeuge des Paradieses zu werden. Zwar mußte auch Er mit allen Lebendigen den Sitz der Unschuld räumen, wie die Verführten: König der jetzt einander feindseligen Vögel wollte er selbst nicht mehr seyn; seinen einst glücklichen, ruhigen Thron nahm jetzt ein Raubvogel ein, der Blutgierige Adler. Auch die Unsterblichkeit konnte ihm fortan in der dickeren vergifteten Luft der Erde nicht anders als durch Verwandlung werden; aber durch eine Verwandelung, die nach Jahrhunderten erst, und dann schnell und herrlich ihn wieder verjüngte. Wenn seine Stunde herannahet, ist ihm vergönnt, ins Paradies zu

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)