Seite:Zerstreute Blaetter Band III 248.jpg

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du mich trenntest, daß ich in ihrem Leiden sie noch sehe und ihre Thränen lindre.“ –

Dreimal soll dir dein Wunsch gewähret seyn, sprach Gott, daß du auf Erden deine Kinder schauest; doch lindern kannst du ihre Thränen nicht.“

Sie ging zum erstenmal hinab und fand den alten Jakob um ihre beiden Söhne ängstlich trauren. Des Josephs blutiges Kleid lag neben ihm: „mein graues Haar, rief er, wird in die Grube fahren: mit Leide werd’ ich zu den Todten wandern: denn auch Benoni wird mir jetzt geraubt.“

Seufzend stieg sie wieder zum Himmel hinauf: bis späterhin ihr Mann und ihre Söhne, als Abgeschiedene, selbst zu ihr kamen und freudig ihr erzähleten, wie schön sich all ihr Leid in Freude verwandelt habe.

Sie trocknete die Thränen und stieg lange nach diesem zum zweitenmal hernieder auf ihr Grab. Da sahe sie ihre Kinder ins Elend treiben, wie man die Heerde treibt. Alles fand sie

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)