Seite:Zerstreute Blaetter Band III 270.jpg

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Blut des Kindes, das von der Hand des Vaters auf Gottes Altar vergossen werde. Der harte Krieger blieb auf seinem Wort und kaum erlaubete er noch seiner flehenden Tochter, mit ihren Gespielinnen hinzugehen auf die Berge, und ihre Jugend daselbst zu beweinen.

Und als sie statt des Jubelgesangs, mit dem sie ihren Vater empfangen hatte, den Ton der Klage jetzt begann und ihren Tod bewillkommte: siehe, da gesellte eine Turteltaube sich zu ihr und verließ sie nicht und girrete in ihre Töne, als ob sie sie trösten wollte. Aber Naëmi vernahm die Stimme der tröstenden Taube nicht und nach zween Monaten kam sie zu ihrem Vater und sprach: „Hast du gelobet, mein Vater: so thue mir wie du gesaget hast“ und ging wie ein Lamm zum Altare.

Und als der Grausame das Opfermesser faßte und seine Rechte erhob: siehe da stand mit zürnendem Blick Abraham bei dem Altare und griff in seine Rechte: „Unbesonnener, sprach er, thue

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)