Seite:Zerstreute Blaetter Band III 286.jpg

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zu ihrem Gatten: „von seinen tausend Weibern wird keine ihn betrauren, wie ich dich klagen würde, mein Einiger.“ Zürnend beschleunigte der König seinen Schritt und kam zum Neste des Storchs, der seine Jungen erzog und sie mit seinen Schwingen auffing, da er sie fliegen lehrte. „Das thut, sprach der Storch zu seinen Jungen, der König Salomo seinem Sohn Rehabeam nicht: darum wird auch sein Sohn nicht gedeihen: Fremde werden herrschen in dem was er bauete.“ Da entwich der König in seine innerste Kammer und war still und traurig.

Und als er also im tiefen Nachdenken saß, siehe da trat die Braut seiner Jugend, die Weisheit Gottes, unsichtbar vor ihn und berührete sein Auge. Er fiel in einen tiefen Schlaf und sah ein trauriges Gesicht der künftigen Tage. Er sahe durch die Antwort seines unweisen Sohns sein Reich zertheilt; in zehn abgefallenen von ihm unterdrückten Stämmen herrschte ein Fremder. Verfallen sah er seine Häuser, seine Lustgärten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Dritte Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1787, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_Band_III_286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)